Weltcup Mont Sainte Anne: Jolanda Neff mit einer Highlight-Woche
Elisabeth Brandau mit geliehenem Bike nur auf Rang 27
Fünf Tage nach dem Gewinn des Europameister-Titels hat die Schweizerin Jolanda Neff auch das Weltcup-Rennen in Mont Sainte Anne, Kanada gewonnen. Die Weltmeisterin überquerte die Ziellinie nach 1:29:27 Stunden mit 1:52 Minuten Vorsprung auf die Dänin Annika Langvad und 2:06 Minuten vor der Kanadierin Emily Batty. Die Deutsche Meisterin Elisabeth Brandau konnte auf einem geliehenen Bike nicht an ihr zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen und wurde nur 27.
Auf dem Weg von Glasgow nach Quebec blieb das Sportgerät von Elisabeth Brandau irgendwo hängen. Sie bekam vom spanischen Team Primaflor-Mondraker ein Ersatzbike zur Verfügung gestellt, doch das war ein Full-Suspension-Bike und kein Hardtail, wie es Brandau fährt. Zudem passten auch die Maße nicht auf die 32-Jährige. Ihr eigenes Bike traf zwar am Samstagabend noch ein, doch weil sie damit auf der sehr anspruchsvollen Runde kein Training mehr absolvieren konnte, verzichtete sie auf einen Antrag das Bike gegenüber dem Short Track vom Freitag tauschen zu dürfen.
„Mit dem Fully fährt man andere Linien, ohne Training habe ich mir das nicht zugetraut. Aber es hat mit dem Fully einfach nicht gepasst. Ich habe unterwegs auch mal angehalten und habe vorne Luft rausgelassen, weil das Rad immer so gehüpft ist. Der Körper war auch völlig steif. Ob das mit dem Jetlag oder mit dem Bike oder beidem zusammenhängt, ich weiß es nicht“, sagte sie nach dem Rennen enttäuscht.
So konnte die EM-Fünfte nicht an die Leistung von Glasgow anknüpfen. Vorwerfen muss sich die zweifache Mutter allerdings nichts.
Jolanda Neff denkt an 2010
Im Kampf um den Sieg gelang es Jolanda Neff bereits im ersten Anstieg der ersten Runde eine Lücke zu reißen und sie in der folgenden berüchtigten Downhill-Passage „La Beatrice“ auszubauen. Gerade in den technischen Abschnitten war Neff, wie schon bei der EM in Glasgow, traumwandlerisch sicher unterwegs und baute ihren Vorsprung bereits in Runde eins von sechs auf 30 Sekunden aus.
Hinter ihr sind Annika Langvad und ihre Specialized-Teamkollegin Kate Courtney (USA) auf der Verfolgung, doch Langvad wird durch einen Defekt in Runde zwei erst einmal gebremst. Sie wechselt und kann dann den Rückstand auf Courtney wieder schließen. Die Vorjahres-U23-Weltcupsiegerin büßt gegen Ende des Rennens mehr und mehr ein und wird am Ende Sechste.
Vorne scheint Neff ganz unbeirrt ihrem 11. Weltcupsieg entgegen zu fahren, doch so leicht wie es aussieht, fällt es der 25-Jährigen nicht.
„Ab der dritten Runde wurde es brutal hart. Ich habe die Hitze so gespürt. Ich musste einfach verwalten und schauen, dass ich irgendwie da hoch komme. Die Abfahrten waren super, ich bin alles fehlerfrei gefahren, wie ich wollte. Das hat mich heute ,glaube ich, auch ausgezeichnet. Dass ich den elften Weltcupsieg in dieser Woche schaffe, wo ich die EM gefahren bin und die Reise hinter mich bringen musste, das freut mich sehr“, beschreibt Jolanda Neff.
2010 bei der WM in Mont Sainte Anne herrschten ähnliche Temperaturen und damals schied Neff mit Kreislaufproblemen in Führung liegend aus. „Daran habe ich die ganze Zeit gedacht. Ich wusste, ich darf jetzt nicht überdrehen. Ich musste mich einfach zurück halten, man überzieht so leicht. Jetzt bin ich so froh, dass es gereicht hat“, bestätigt Neff, dass sie die Erinnerung hat vorsichtig agieren lassen.
Der Vorsprung von ist dennoch enorm. Nach EM-Gold und Rang zwei im Short Track komplettiert sie mit dem Sieg eine echte Highlight-Woche, die ihr wohl auch in Erinnerung bleiben wird.
Emily Batty (Trek Factory Racing) hat einen schlechten Start und kommt in der Schlussrunde Annika Langvad noch sehr nahe. Doch es reicht nicht mehr, um die Marathon-Weltmeisterin noch abzufangen.
Keller: Mehr war nicht drin
Als zweitbeste Schweizerin kämpft Alessandra Keller (Thömus RN Racing) kämpft vier Runden lang um ein Top-Fünf-Ergebnis, muss dann aber Weltcup-Titelverteidigerin Yana Belomoina und die Niederländerin Anne Tauber (beide CST Sandd American Eagle) ziehen lassen. „Mehr war heute nicht möglich. Als Yana von hinten kam, konnte ich nicht folgen“, erklärt Keller. „Damit bin ich für heute zufrieden.“
Mehrfach geht sie an Tauber im Kampf um Rang fünf vorbei, doch das tut sie nur, um ihre Vorteile in den technischen Passagen auszuspielen. „Sonst bin ich ein konstantes Rennen gefahren“, meint Keller, die genau fünf Minuten Rückstand aufweist.
1. Jolanda Neff, SUI (Kross Racing Team) 1:29:27
2. Annika Langvad, DEN (Specialized Racing) +1:52
3. Emily Batty, CAN (Trek Factory Racing) +2:06
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27. Elisabeth Brandau, GER (EBE-Racing) -2 Laps