Weltcup Nove Mesto: Andreassen holt sich überraschend seinen ersten Elite-Weltcup-Sieg

Max Brandl wird starker Elfter – Gastbeitrag von Luca Schwarzbauer

Im Herren-Elite-Rennen holte sich der Däne Andreassen mit einer Zeit von 1:34:39 überraschend seinen ersten Weltcup-Sieg vor Maxime Marotte (+0:09) und Milan Vader (+0:26). Maximilian Brandl wird bester Deutscher auf Rang 11. Auch Julian Schelb überrascht auf Platz 21. Manuel Fumic scheidet nach einem Sturz aus. 

Nachdem der achtfache Weltmeister Nino Schurter einen für seine Verhältnisse schwachen Shorttrack gefahren war, wurde dieser am gestrigen XCO-Rennen am Start nur auf dem 25. Platz aufgestellt. Alleine diese Tatsache versprach ein interessantes Herren Elite-Rennen zu werden. Wie spannend und abwechslungsreich es dann aber tatsächlich wurde, hatte keiner vorausgesehen. Nach dem achtminütigen Startloop war das Feld noch sehr nahe beieinander. Es gab viele Führungswechsel, doch niemand konnte den entscheidenden Unterschied machen, am häufigsten sah man den Brasilianer Henrique Avancini an erster Position. Auch dem junge Niederländer Milan Vader vom KMC-Orbea-Team gelang es immer wieder, die Führung zu übernehmen, doch die Spitzengruppe blieb groß. Eher unbemerkt hatte sich der ebenfalls junge Däne Simon Andreassen zu der Spitzengruppe gesellt. Er hielt sich erst einmal bedeckt und schien ein kontrolliertes Rennen zu machen. Da Andreassen am vergangenen Wochenende noch die Dänische Meisterschaft bestritt und diese auch gewann, entschied sich dieser den Short Track am vergangenen Dienstag auszulassen um etwas mehr Erholungszeit zwischen den Rennen zu haben. Das führte jedoch dazu, dass er aus der sechsten Startreihe ins Rennen gehen musste. Wie sich herausstellte, war der schlechte Startplatz an diesem Tag jedoch kein Problem für ihn.

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Das Starterfeld in Nove Mesto. Foto: Lynn Sigel.

In der vierten von insgesamt sieben Runden begann dann der Schweizer Mathias Flückiger das Tempo zu forcieren und die Gruppe etwas zu dezimieren. Einen besonders starken Eindruck machte zu diesem Zeitpunkt Milan Vader, der kontrolliert und fast fehlerfrei in der Spitzengruppe mitfahren konnte. Bevor es in die vorletzte Runde ging war plötzlich Mathias Flückiger aus der Spitzengruppe verschwunden. Flückiger bekam, wie sich herausstellte, so starke Bauchschmerzen, dass er das Rennen frühzeitig beenden musst. Bis zu diesem Zeitpunkt war Flückiger im übrigen der einzige Fahrer aus der Spitzengruppe, der schonmal einen Weltcup gewonnen hatte. Letztendlich war es jedoch der Franzose Maxime Marotte, der das Tempo so erhöhte, dass nur noch Simon Andreassen und Milan Vader folgen konnten. Vader machte in der letzten Runde einen kleinen Fahrfehler, der ihm den Anschluss an den Altmeister Marotte und den Weltcup Debütant Andreassen kostete. Dieser konnte „ohne eine wirkliche Attacke zu fahren“ Maxime Marotte so unter Druck setzen, dass er einige wenige Meter Abstand in der letzten Abfahrt hatte und diese auch bis zum Ziel verteidigen konnte. Hinter dem Cannondale-Pilot wurde Milan Vader starker Dritter, was bis heute auch sein bestes Weltcup Ergebnis ist. Mit Andreassen gewinnt ein Fahrer, der den jüngsten Jahrgang des Elite-Felds vertritt. Der Däne war bereits zweifacher Junioren-Weltmeister (2014 und 2015), schaffte auch einen exzellenten Sprung in die U23 und beendete mehrere Weltcups unter den ersten 5. Die weiteren Jahre in der U23 waren dann aber eher durchwachsen, er gewann zwar im Jahr 2017 den Weltcup in Andorra, doch das sollte sein einziger Weltcupsieg in der Nachwuchskategorie bleiben. Vergangenes Jahr wechselte Andreassen seinen Trainer und scheint seither nochmal einen Sprung gemacht zu haben.

Nach dem Rennen war Andreassen natürlich überwältigt von seinem gerade angerichtet Meisterwerk. Er sagte zwar, dass er schon im Vorfeld wusste, dass seine Form besser sei als je zuvor, aber dass es für einen Sieg reichen würde, dass hätte er nicht für möglich gehalten. Diese Aussage ist verständlich, schließlich gelang es in den vergangen acht Jahren sehr wenigen Fahrern einen Weltcup zu gewinnen. Die absolute Dominanz von Nino Schurter, der 2017 sogar jeden Weltcup gewann und in den anderen Jahren seit 2011 auch jedes Jahr mehrere Weltcups gewann, führte dazu, dass kaum ein anderer Fahrer die Chance bekam, zu gewinnen. Gerade Maxime Marotte, der gestern Zweiter wurde, kann mit seinen 33 Jahren schon unzählige Podiumsplätze vorweisen. Für einen Sieg hat es aber noch nie gereicht.

Aus deutscher Sicht ist das Weltcup Rennen in Nove Mesto, trotz eines schmerzhaften Sturzes von Manuel Fumic und dem daraus resultierenden Rennende, insgesamt auch sehr positiv zu bewerten. Besonders dazu beigetragen hat Maximilian Brandl vom Lexware-Mountainbike-Team mit seinem 11. Platz. Brandl gehört dem gleichen Jahrgang wie Andreassen an und hat mit diesem auch schon viele Kopf an Kopf Rennen bestritten. Brandl durfte aufgrund seiner herausragenden Leistung im Short Track direkt in der ersten Reihe starten. Er fuhr ein gewohnt kontrolliertes Rennen, er riskierte nicht viel und war am Ende mit seiner konstanten Fahrweise sehr erfolgreich. Ein 11. Platz bei seinem ersten Elite Weltcup ist für ihn phänomenal. Besonders toll für Brandl war auch die Gesellschaft durch Nino Schurter, der nach einem etwas zu schnellen Startloop zeitweise bis auf Postion 25 zurückgefallen war. Brandl heftete sich in der Mitte des Rennens an das Hinterrad des Olympiasiegers und konnte mithilfe von ihm noch einige Positionen gewinnen. „Nino wurde dann irgendwann doch etwas schnell für mich, ich dachte mir, ich gehe nicht zu tief in den roten Bereich nur um das Hinterrad zu halten.“ Er entschied sich, abreisen zu lassen und sein ebenfalls hohes Tempo weiterzuhalten. Schurter wurde immerhin noch 4. im Zielsprint gegen Avancini.

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Max Brandl im Vertical Drop. Foto: Lynn Sigel

Besonders überrascht hat Julian Schelb (Stop & Go MTB Team) mit seiner Leistung. Er startete von Startposition 87 und hatte nach einer grandiosen ersten Runde (inklusive Startloop) so viel Fahrer überholt, dass er sich unter den Top 30 wiederfand. Die große Gefahr ist bei solchen Aufholjagden oftmals zu überziehen, doch Schelb war in der Lage, sein Tempo so gut zu dosieren, dass er keinen Einbruch erlitt. Er fuhr technisch sehr gut, was auf einem Kurs wie in Nove Mesto einen großen Vorteil bedeutet. Der Ex-Vize-U23 Weltmeister aus dem Schwarzwald wurde schlussendlich 21. mit gerade mal 2:30 Rückstand auf den Sieger. Für Schelb ist das sein bestes Weltcup Ergebnis in der Elite. Zuversichtlich kann er auf das kommende Wochenende und damit auf die zweite Weltcup Runde blicken und weiter dann auch auf die Weltmeisterschaft in Leogang wo er vom BDR ebenfalls nominiert wurde.

Brandls Teamkollege Luca Schwarzbauer fuhr ebenfalls ein zufriedenstellendes Rennen. Er äußerte sich im Vorfeld etwas besorgt, die letzten Jahre waren für Schwarzbauer in Nove Mesto schwierig. „Der Kurs ist schon speziell, man fährt hier während einer Runde über mehr Wurzeln als bei sämtlichen Trainingseinheiten Zuhause auf der Schwäbischen Alb“, beschreibt Schwarzbauer den eigentlich sehr beliebten Kurs in Tschechien. Er versuchte es schließlich mit einer eher defensiven Fahrweise um ein solides Rennergebnis zu erzielen. Das gelang dem ebenfalls noch jungen Fahrer (zweites Elite Jahr) mit Position 26 durchaus. „Am Sonntag möchte ich dann Anfangs etwas mehr Gas geben. Ein Top 20 Ergebnis auf diesem Kurs währe für mich ein Traum“, so Schwarzbauer.

Georg Egger erwischte keinen besonders guten Tag, er fuhr zwar ein konstantes Tempo, aber leider etwas zu langsam auf einer Strecke, die ihm eigentlich gut liegt. Immerhin war er in der U23 schon 4. bei der damaligen Weltmeisterschaft auf dem Kurs in Tschechien.

Manuel Fumic stürzte ungefähr bei Rennhälfte nach der BMX-Sektion auf einer rutschigen Wurzel. Blöderweise landete er ausgerechnet auf der Hüfte, die er sich im Sommer noch gebrochen hatte. „Im ersten Moment hatte ich wirklich Sorge, dass ich mich verletzt habe“, sagte Fumic. Er entschied sich deshalb, aus dem Rennen auszusteigen. Am Abend war die Situation dann aber wieder besser, es waren vor allem Muskeln davon betroffen.

Das war ein Gastbeitrag von Luca Schwarzbauer.

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