Weltcup Val di Sole: Kratzen die Youngster am Denkmal Schurter?

Manuel Fumic traut sich gute Platzierung zu

 

Es sind drei Weltcup-Stationen gefahren und schon liegt der Dominator des Vorjahres wieder mit 207 Punkten Vorsprung in Führung. Vor dem Weltcup in Val di Sole führt Vorjahres-Gesamtsieger Nino Schurter klar vor Maxime Marotte und Mathieu van der Poel. Und das obschon er diesmal keine makellose Bilanz vorweisen kann. Manuel Fumic hat als Gesamtachter noch alle Chancen aufs Podium.

 

Sam Gaze (Specialized Racing), Mathieu van der Poel (Corendon-Circus) oder Anton Cooper (Trek Factory Racing), das sind drei 22- bis 23-Jährige, die am das Denkmal Nino Schurter (Scott-Sram) schon mal gekratzt haben, bzw. denen man zutraut, den Schweizer Weltmeister so nach und nach ablösen zu können.

Drei junge Gesichter. Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing), Stephane Tempier (Bianchi-Counterveil) oder Mathias Flückiger (Thömus RN Racing) versuchen das schon ein paar Jahre. Lars Forster (BMC Racing) ist auch so einer, der Anlauf nimmt und mutig genug ist.

Der Sprint-Sieg von Sam Gaze in Stellenbosch, zumindest leicht begünstigt durch den Pedalrutscher von Schurter, war vorerst nur ein Wetterleuchten, zum echten Gewitter, das die Hierarchie durcheinander kegelt, hat’s noch nicht gereicht.

Aber bei Lichte betrachtet, ist Schurter angreifbarer geworden. Das Malheur in Stellenbosch, die Material-Probleme beim Short Track in Albstadt, der Kettenriss bei den Schweizer Meisterschaften, öffneten die Tür für die Konkurrenz.

Das heißt aber nicht, dass sich solche Möglichkeiten in der zweiten Saisonhälfte noch öfter ergeben. Die Souveränität, das Selbstbewusstsein, das der Olympiasieger besitzt, ist eine Qualität, die sich der Rest erst noch erarbeiten muss.

In der Gesamtschau bringt auch der Short Track Bewegung ins Geschehen. Nicht nur wegen der Punkte, sondern auch weil die Athleten ihre Vorbereitung auf den Sonntag anpassen  und mit der Gesamtbelastung erst mal klar kommen müssen. Vor allem bei einem Doppelwochenende wie jetzt mit dem folgenden Event in Andorra.

 

In der obigen Aufzählung fehlt natürlich ein Name, den man jahrelang zu denen zählte, der grundsätzlich in der Lage war Nino Schurter zu schlagen und dem das mehrfach gelungen ist: Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing). Dem Tschechen gelang das zuletzt in Lenzerheide 2015. Das sind jetzt genau drei Jahre her, doch seine Zeit muss noch nicht vorbei sein. Zumal er 2016 und 2017 ja noch Vize-Weltmeister wurde.

25 lange Jahre…

So schnell geht wohl auch die Zeit nicht vorbei, die aus deutscher Sicht ein unangenehmer Teil der MTB-Historie ist. Es sind jetzt 25, ja fünfundzwanzig Jahre vergangen, seit mit Mike Kluge in Houffalize bei den Herren ein Deutscher ganz oben auf dem Weltcup-Podium gestanden hat.

Ralph Berner, dann Lado Fumic und auch Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) haben sich daran abgearbeitet. Und aktuell sieht es auch nicht so aus, als würde diese Durststrecke irgendwann in naher Zukunft enden.

Die Zuversicht, mit der Manuel Fumic aus dem Trainingslager in Kroatien ins Val di Sole gefahren ist, die reicht gedanklich eigentlich nur zu einem Podiumsplatz. Auch wenn man aus dem Vorjahr Bilder mit Manuel Fumic in führender Position im Kopf hat. In Mont Sainte Anne zum Beispiel, als ihn dann ein Sturz aus der Bahn warf. Oder eben im Val di Sole, als er nach der Startrunde die erste Stelle übernahm und dann durch einen Kettenklemmer aussichtslos zurückgeworfen wurde.

„Ich traue mir eine gute Platzierung zu und wenn ich in der Weltcup-Gesamtwertung etwas erreichen will, dann muss ich auch gut punkten“, sagt Manuel Fumic. Das gilt für den Short Track, ein Format, das ihm liegt, und das gilt für das Cross-Country-Rennen am Sonntag.

Fumic: Die Werte stimmen mich positiv

Nach drei von sieben Weltcup-Stationen befindet sich Fumic mit 400 Punkten auf Rang acht, 135 Zähler hinter Platz drei von Mathieu van der Poel (535) und mit 59 auf Anton Cooper (459), der hinter Sam Gaze (475) an fünfter Stelle liegt.

Weil mit dem Short Track jetzt mehr Punkte pro Wochenende vergeben werden, relativieren sich vor vier verbleibenden Events die Abstände.

„Die Werte sind echt gut, das stimmt mich positiv. Ich denke, den Rückstand durch Krankheit und Verletzung habe ich nahezu aufgeholt. Ich bin guter Dinge, dass ich solide Ergebnisse erzielen kann“, bekräftigt Fumic, der nach der Entfernung der Drähte aus seinem lädierten Ringfinger auch hier keine Probleme mehr hat.

Nachdem er Ende Mai in Nove Mesto nach fast drei Jahren als Fünfter wieder aufs Podium klettern durfte, ist dieser Bann zumindest gebrochen.

Egger und Gluth optimistisch

Für alle anderen Deutschen spielt maximal die Marke 20 eine Rolle. Georg Egger (Lexware) war in Nove Mesto als 22. am nächsten dran. Noch mal unter die besten 30 wäre eine Bestätigung für den 23-Jährigen. „Ich werde am Start nicht all-out fahren, sondern schauen, dass ich über die gesamte Dauer meine beste Leistung generiere“, sagt Egger nach den Erfahrungen von Gränichen und Kirchberg, wo er jeweils gegen Ende einbüßte.

Martin Gluth (Silverback OMX) belegte in Nove Mesto Rang 27, sein international wohl wertvollstes Resultat. Und er zeigt sich zuversichtlich, dass er Ähnliches noch mal vollbringen kann: „Das Gefühl bei den harten Einheiten war super“, lässt Gluth wissen.

Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) wären die Regionen auf jeden Fall auch zuzutrauen, wenn alles super läuft sogar mehr. Er hat im Val di Sole schon mal einen U23-Weltcup gewonnen. Und Christian Pfäffle (Stevens) sieht sich seine Leistungskurve nach Trainingseindrücken auch auf dem Weg nach oben. Bei Ben Zwiehoff (Bergamont) bleibt abzuwarten.

Die Startpositionen sind natürlich nicht übertrieben gut und die flache Startpassage im Val di Sole muss man in den hinteren Reihen erst mal überstehen.

 

 

 

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