Weltcup vs EM: Ausnahme Jolanda Neff

Nicht-EM-Teilnehmer landen in Mont Sainte Anne weiter vorne

Dienstag Europameisterschaft, Freitag Short Track- und Sonntag Cross-Country-Weltcup – das Gesamtpaket war eine Herausforderung. Und führte dazu, dass Mancher das eine oder das andere aus dem Programm gestrichen hat. Aber was sagen die Ergebnislisten?

 

Vorneweg: Ausnahmen gibt es eigentlich immer. Und die heißt in diesem Fall Jolanda Neff (Kross Racing). Die Schweizerin wird am Dienstag Europameisterin in Glasgow, reist am Mittwochmorgen ins mehr als 4000 Kilometer entfernte Quebec, respektive nach Mont Sainte Anne, kann sich beim Nichts-Tun im Flieger scheinbar erholen, schluckt fünf Stunden Zeitunterschied, wird am Freitag Zweite im Short Track, zu dessen Austragungszeit es in Europa etwa Mitternacht ist und gewinnt dann zwei weitere Tage später mit fast zwei Minuten Vorsprung das Cross-Country-Rennen.

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich über das Phänomen Jolanda Neff.

Aber wie gesagt: Ausnahme. Auf den nächsten Plätzen folgen EM-Verweigerinnen, bzw. eine Nicht-Europäerin. Annika Langvad (Specialized Racing) auf zwei, die Kanadierin Emily Batty (Trek Factory Racing) auf drei und Yana Belomoina (CST Sandd American Eagle) auf vier haben die EM nicht bestritten.

Teamkollegin Anne Tauber wird Fünfte und schlägt dabei mit Kate Courtney (Specialized Racing) eine US-Amerikanerin. Aber: Tauber hat den Short Track-Wettbewerb ausgelassen.

Die nächste EM-Teilnehmerin folgt mit Maja Wloszczowska (Kross Racing) erst wieder auf Rang neun, Linda Indergand (Focus XC) wurde Zehnte.

 

Vize-Europameister Braidot bester EM-Teilnehmer

Und bei den Herren? Da findet man den besten EM-Teilnehmer mit Luca Braidot (Centro Sportivo Carabinieri) auf Rang fünf, begünstigt durch den Sturz von Anton Cooper (Trek Factory Racing) in der Schlussrunde und den Kettenriss bei Nino Schurter (Scott-Sram). Sonst wäre wahrscheinlich „nur“ Rang sieben für den Vize-Europameister herausgesprungen. Was für seine Verhältnisse allerdings trotzdem ein starkes Resultat dargestellt hätte.

Hinter ihm auf Rang acht: EM-Bronze-Medaillengewinner David Valero (MMR). Weiter vorne hätte ohnen seinen Defekt auch Reto Indergand (BMC Racing) sein können, seines Zeichens EM-Fünfter. So wurde er hinter Andri Frischknecht (Scott-Sram) Zwölfter.

Europa-Champion Lars Forster (BMC Racing) landete auf Platz 15.

Insgesamt betrachtet bestätigen die Ergebnisse das, was die Experten schon vorher prophezeiten. Im Gesamtpaket steckt aus sportlicher Sicht eine Prise Irrsinn. Und die nächste Frage ist ja auch noch nicht beantwortet: Wie viel Vorteil bringt der Verzicht auf den Flug nach Kanada für das Weltcup-Finale in La Bresse?

 

European Championships wird es wieder geben

Es ist jedenfalls zu hoffen, dass sich so eine Konstellation nicht mehr wiederholt. Das Format European Championships, das dieses Wettkampf-Paket ja auslöste, wird es jedoch nach Lage der Dinge wieder geben. Wenn auch erst in vier Jahren.

Die beteiligten Sport-Verbände und die TV-Stationen haben ein überaus positives Fazit gezogen. Die Idee der Übermacht des Fußballs etwas entgegen zu setzen und das Konzept des Wintersports mit der Verzahnung der einzelnen Disziplinen zu kopieren, hat gefruchtet. Am Samstagabend konnte die Leichtathletik-EM mit 5,16 Millionen fast dem Supercup zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt (5,44 Mio) Paroli bieten.

Aus der Sicht der Mountainbiker ist der Dienstag natürlich kein Wunschtermin, da muss man in Sachen Zuschauerzahlen schon Abstriche machen. Aber immerhin: es gab die Liveübertragung im ZDF und wann wurde schon mal ein neuntplatzierter deutscher Mountainbiker (Georg Egger) live interviewt?

 

UCI plant alle Radsport-Weltmeisterschaften an einem Ort

Auf Sueddeutsche.de bezeichnet Saskia Aleythe das Konzept als mehr Anti-Olympia statt Mini-Olympia. Auf den olympischen Gigantismus wurde verzichtet, extra gebaut wurde nur ganz wenig.

So darf man davon ausgehen, dass es 2022 eine Wiederholung gibt, wo auch immer.

Beim Radsport-Weltverband UCI verfolgt man übrigens eine ähnliche Idee. 2023 möchte man die Weltmeisterschaften aller Radsport-Disziplinen an einem Ort zusammenlegen.

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