World Cup 2020: Jetzt trifft Corona auch Les Gets

Nur wenige Tage nach der Absage des World Cups auf der Lenzerheide (acrossthecountry.net berichtete), musste nun auch Les Gets (geplant 18.-20. September) nachziehen, aus „Gründen der gesundheitlichen Sicherheit“, wie es in der Pressemitteilung des Veranstalters heißt. Damit schrumpft der im Mai ohnehin schon revidierte Weltcup-Kalender 2020 im Cross Country auf nur noch eine einzige (Doppel-) Veranstaltung zusammen: Zwischen dem 29. September und dem 04. Oktober sollen unmittelbar in der Woche vor den Weltmeisterschaften im österreichischen Saalfelden-Leogang zwei komplette Weltcups mit je einem Shorttrack- und einem Rennen im olympischen Format ausgetragen werden.

Hauptgrund: Gesundheitliche Sicherheit
„Die Zusicherung, Veranstaltungen unter guten Bedingungen organisieren und […] die Sicherheit der Öffentlichkeit gewährleisten zu können, ist unmöglich“, heißt es in einer Presseerklärung des Veranstalters, der darauf verweist, dass im vergangenen Jahr fast 100.000 Zuschauer an den drei Renntagen den Skiort in den  Savoyer Alpen besucht haben. Derzeit gilt in Frankreich eine Obergrenze von 5.000 Zuschauern. Für die Veranstalter war es offensichtlich keine Option, die Rennen mit weniger oder gar ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Bei dem offenen Gelände wäre es sicher kaum möglich gewesen, das zu kontrollieren, zumal in der Vergangenheit die Cross-Country-Strecke mitten durch den Ort führte.

Finanzielle Schwierigkeiten
Darüber hinaus waren es wohl auch finanzielle Aspekte, die die Veranstalter von Les Gets zur Absage bewogen haben: Durch die Corona-Pandemie müssen auch einige Sponsoren neu kalkulieren, und durch die Restriktionen der Besucherzahlen fehlen den Veranstaltern erhebliche Einnahmen. „Wir haben versucht, ihnen so weit als möglich entgegen zu kommen, um die Kosten zu reduzieren“, sagt Simon Burney, Offroad-Manager der UCI. „Es hat aber dann einfach nicht gereicht.“ Burney betont: „Am Ende war es aber ihre Entscheidung, nicht unsere.“

Wie die anderen Veranstaltungsorte setzt Les Gets nun auf den Weltcup im Jahr 2021, das für die Franzosen zugleich dann Generalprobe für die Weltmeisterschaften 2022 werden soll.

Problem: Nominierung Nationalmannschaft
Schwierig wird es nun für Bundestrainer Peter „Speedy“ Schaupp, die geeigneten Kandidaten für die Welt- und und unmittelbar danach stattfindende Europameisterschaften zu ermitteln, da es durch die Absage der ersten drei Weltcups kaum noch internationale Vergleichsmöglichkeiten gibt. Und der Doppelweltcup in Nove Mesto liegt für die Nominierung schon zu knapp vor der WM. „Wir werden wohl auf subjektive Eindrücke und die Ergebnisse von Leistungstests zurückgreifen müssen.“ Das gehe bei den Fahrern des Nationalkaders relativ einfach. denn von diesen lägen die Daten ja vor. Schwieriger wird es bei Sportlern, die bislang nicht der Nationalmannschaft angehörten und diesen Sprung 2020 machen wollten. „Als Bundestrainer sage ich: wir brauchen Ergebnisse“, beschreibt Schaupp sein Dilemma, „als Mensch muss ich sagen: ‚passt auf Euch, schützt Euch so gut es geht.“ Denn schließlich gibt es nach der Absage der Bundesliga keine hochklassigen Rennen in Deutschland in diesem Sommer: „Und einen Renn-Tourismus in Risikogebiete will ich nicht unterstützen. Wir haben als Sportler eine Verantwortung für uns, aber auch für unser Umfeld.“ Dass es bei der Nominierung daher zu Ungerechtigkeiten kommen könnte, dessen ist sich Schaupp schon jetzt sicher. „Wir werden daher versuchen, in Absprache mit dem Präsidium eher zu viele Sportler zur WM mitzunehmen als zu wenige. Da kommt es uns natürlich entgegen, dass die WM in Österreich und nicht wie im letzten Jahr in Kanada ist, wo die Reisekosten um ein Vielfaches höher waren.“

Masters-WM abgesagt
Auch für die Masters hat der Weltradsportverband schlechte Nachrichten: Deren Weltmeisterschaft, die vom 17.-22. August in Pra Loup 50 km nördlich von Nizza stattfinden sollten, wurde ebenfalls abgesagt.

WM in Leogang steht (noch)
Gute Nachrichten gibt es derweil vom diesjährigen WM-Veranstalter in Österreich. Dort zeigt man sich zuversichtlich, die Weltmeisterschaft wie geplant vom 07.-11. Oktober 2020 in Saalfelden-Leogang austragen zu können und lädt für Ende Juli zu einer Pressekonferenz nach Salzburg ein.

Europameisterschaft in Planung (noch)
Auch der europäische Radsportverband UEC arbeitet nach eigenen Angaben weiter an der Austragung der Europameisterschaften, die derzeit für das Wochenende (16.-18.10.) nach der Weltmeisterschaft terminiert ist. Details wie den Veranstaltungsort will man in den nächsten Tagen bekannt geben.

Cross Country World Cup, Welt-, Europa- und Deutsche Meisterschaften 2020 (Stand 07.07.2020)