16 Jahre sind vorerst genug: Multivan-Merida macht Schluss

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Das Multivan Merida Biking Team, hier 2015 in Lenzerheide, wird es 2017 nicht mehr geben ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Das Multivan-Merida Biking Team schließt zum Ende des Jahres seine Pforten. Das taiwanesische Unternehmen Merida hat bekannt gegeben, dass man zum 31. Dezember als Sponsor und Betreiber des Cross-Country Profi-Teams mit Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, José Hermida, Ondrej Cink und Thomas Litscher aussteigt. Merida war insgesamt 16 Jahre im Rennsport aktiv und war über einen langen Zeitraum, das erfolgreichste Team.

34 Einzel-Weltcupsiege sammelten die verschiedenen Merida-Formationen an. Sabine Spitz holte 2002 den ersten Weltcup-Erfolg für den taiwanesischen Bike-Hersteller, 24 der 29 Siege von Gunn-Rita Dahle-Flesjaa hat die Norwegerin auf einem Merida-Bike geholt, Jose Antonio Hermida fünf seiner sechs. Auch Nina Göhl (heute Wrobel) Irina Kalentieva und Ralph Näf (2) waren für die Equipe erfolgreich.

In allen drei Disziplinen (Cross-Country, Marathon und Eliminator) holte die Crew Weltmeister-Titel, 15 insgesamt, ebenso oft EM-Gold, sowie Olympia-Gold und –Silber die Bilanz. Damit ist jetzt erst einmal Schluss.

Das klassische Mountainbike hat Konkurrenz bekommen

Man musste ein wenig damit rechnen, dass es einschneidende Änderungen beim Multivan-Merida geben würde. Co-Sponsor Multivan, der über zehn Jahre mit an Bord war, wurde durch den Abgas-Skandal bei VW zu einem Wackelkandidaten. Doch das war’s dann nicht, was dem Profi-Team das Aus brachte.

„Es war eine strategische Entscheidung von der Leitung des Unternehmens getroffen wurde“, erklärt Andreas Rottler, Sport-Marketing-Direktor und General Manager bei Merida Europe. „Die Branche hat sich stark gewandelt, das klassische Mountainbike hat mit dem eMTB eine große Konkurrenz bekommen.“

In den vergangenen zwei, drei Jahren war das Team nicht mehr ganz so erfolgreich wie zuvor. Das aber habe keine Rolle gespielt. Allein eine Olympia-Medaille hätte noch mal einen Gedankengang mehr in Bewegung gesetzt. Vielleicht.

„Die sportliche Performance war nicht entscheidend“, wehrt Rottler ab. Beim Weltcup-Finale in Andorra waren die Merida-Biker wieder parat. Drei zweite Plätze, Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, Ondrej Cink und in der Herren-Teamwertung, wurden verbucht.

Ein „super Image“, aber..

Die 16 Jahre Sport-Marketing im Cross-Country-Bereich sieht man bei Merida als Erfolg. „Das Investment hat sich gelohnt und hat die Marke sportiv geprägt. Wir haben ein super Image aufgebaut und hatten auch immer Fahrer an Bord, die etwas zu sagen hatten. Merida wird in erster Linie über das MTB-Team definiert“, sagt Rottler.

Allerdings hat die Breitenwirkung der Cross-Country-Disziplin nie die Dimension angenommen, die man sich – nicht nur – in der Zentrale in Taiwan gewünscht hätte. TV-Zeiten, vor allem im wichtigen Markt Deutschland, waren und sind nach wie vor rar gesät. „Da hat man sich schon etwas mehr Entwicklung im World Cup selbst erhofft und man wünscht sich mehr Rennen wie in Albstadt und Nove Mesto, welche die Zuschauermassen begeistern“, sagt Rottler.

Was den Rückzug von Merida, abgesehen von der sportlichen Güteklasse des Teams, noch bedeutend macht, ist der Umstand, dass nach dem weltweit größten Fahrrad-Produzenten Giant (löste vor 2 Jahren sein Team auf) jetzt auch der zweitgrößte aus dem Cross-Country-Sport verschwindet. Fast zumindest. Es werden sicher auch in Zukunft Biker mit Merida-Rädern Weltcup-Rennen bestreiten. Für die Szene ist das auf jeden Fall ein herber Schlag.

„Beobachter-Rolle“

Von welcher Dauer dieser „rein strategische“ Rückzug aus dem Mountainbike-Rennbetrieb sein wird, bleibt offen. Für 2017 ist es klar und 2018 eine Rückkehr eher unwahrscheinlich. Aber nicht ausgeschlossen. Rottler spricht von einer „Beobachter-Rolle“, die man jetzt einnehmen wolle.

Dem Villinger, als Ex-Rennfahrer mit dem Sport sehr verbunden, blutet natürlich das Herz, das kann er nicht verbergen. Aber als Angestellter der Firma kann (und muss) er die Entscheidung natürlich mittragen. Auch Team-Manager Fabian Aust. „Für das langjährige Engagement aller, die uns auf diesem erfolgreichen Weg maßgeblich unterstützt haben, möchte ich mich im Namen des gesamten Teams ausdrücklich bedanken“, wird Aust in einer Pressemitteilung zitiert.

Tatsächlich war das Team eine ganz wichtige und prägende Konstante im Cross-Country Sport-Betrieb und Multivan war einer der nur noch wenigen Sponsoren außerhalb der Bike-Branche, die über einen langen Zeitraum dabei waren.

Zukunft der Fahrer: Offen!

Wie es für die Fahrer weiter geht ist noch offen. Vermutlich ist José Antonio Hermida, der seine Weltcup-Karriere ja am vergangenen Sonntag ohnehin offiziell beendet hat, am wenigsten betroffen. Für ihn könnte die Tür zum Marken-Botschafter für Merida dennoch offen stehen.

Gunn-Rita Dahle-Flesjaa muss, um, wie angekündigt, ihre Karriere fortzusetzen, jetzt nach 15 Jahren noch mal die Formation wechseln. Auch Ondrej Cink und Thomas Litscher brauchen eine neue Heimat.

 

 

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