Benjamin Sonntag: Unglücksfahrer verurteilt

Gut ein Jahr, nachdem der Deutsche Benjamin Sonntag bei einem Trainingsunfall in Colorado getötet wurde, wurde nun der Fahrer des entgegenkommenden Fahrzeugs schuldig gesprochen

35 Meilen pro Stunde, 51,5 Kilometer pro Stunde sind auf der Cherry Creek Road, einer unbefestigten Straße im La Plata County, rund 35 km westlich von Durango im US-Bundesstaat Colorado erlaubt, auf der sich am 4. März 2020 ein tödlicher Unfall mit einem der sympathischsten Mountainbiker ereignete: Benjamin Sonntag aus Willingen war 39 Jahre alt, als ein mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit entgegenkommender Pickup-Truck ihn frontal erwischte. Nach Berechnungen von Sachverständigen war der Pickup mit mindestens 69 mph, also 111 km/h unterwegs.

Zwölf Geschworene erklärten nun nach einer vierstündigen Beratung den Fahrer des Pickups, den 20-Jährigen Cordell S. der fahrlässigen Tötung mit einem Kraftfahrzeug und des rücksichtslosen Fahrens für schuldig. Das Strafmaß soll am 15. Oktober bekannt gegeben werden, bis dahin bleibt S. gegen Kaution auf freiem Fuß. Dem Verurteilten droht eine Strafe von zwei bis sechs Jahren Gefängnis für die fahrlässige Tötung und 10 bis 90 Tagen Gefängnis für das rücksichtslose Fahren. Richter William Herringer kann beide Delikte auch zur Bewährung aussetzen. Allerdings hatte S. vor zwei Wochen einen weiteren Unfall, diesmal allerdings ohne Fremdbeteiligung. Er verunglückte mit einem Motorrad und wollte dann von der Unfallstelle fliehen, auch als ein Polizist ihn zum Stehenbleiben aufforderte.

S. ist im Fall von Benjamin Sonntag vor allem wegen seiner überhöhten Geschwindigkeit verurteilt worden. Denn es scheint – so schreibt es der Durango Herald – , als ob Sonntag wohl auf der falschen Straßenseite unterwegs war, wo weniger lose Steine auf der ungeteerten Straße lagen. Das musste wohl auch der Staatsanwalt einräumen: Zwei andere Autos hatten ihm auf seinem Weg noch ausweichen können, S. konnte aber wegen seiner überhöhten Geschwindigkeit nicht mehr reagieren und kollidierte frontal mit Sonntag, der auf einem Specialized Rennrad unterwegs war und noch an der Unfallstelle verstarb. Offensichtlich hatten beide Fahrer zuvor noch versucht, in dieselbe Richtung auszuweichen.

Benjamin Sonntag † ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
War ein leidenschaftlicher Mountainbiker: RIP Benjamin Sonntag ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Benjamin Sonntag stammte aus Medebach-Küstelberg im Sauerland, war Vereinsmitglied beim SC Willingen, lebte aber seit rund 15 Jahren in Durango, Colorado und hatte dort das College absolviert. Der Athlet, der zuletzt für das Team Clif-Pro-Team unterwegs war, hatte sich auf Lang- und Ultra-Lang-Distanz-Rennen konzentriert, war aber vor allem früher in Deutschland und Europa auch Cross-Country gefahren. Sein letztes Rennen war die Rennserie im Frühjahr 2020 auf der griechischen Insel Salamina, die er zum Aufbau auf die anstehende Rennsaison bestritt. Zwei Wochen später ereignete sich der Unfall auf der wenig befahrenen Landstraße in Colorado während einer ausgiebigen Trainingsfahrt. Seine größten Erfolge konnte der studierte Sportwissenschaftler als Winter-Triathlet (Laufen, Skilanglauf und Radfahren) feiern, wo er Welt- und Europameister wurde.

Bericht über den Unfall bei acrossthecountry.net

Artikel des Durango Herald zur Verurteilung

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