Fabian Giger im Interview: Für einen kurzen Moment an den Titel gedacht

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Silber bei der EM und seit Dienstag Weltranglisten-Dritter: Fabian Giger ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Nach einem großartigen Duell mit Titelverteidiger Julien Absalon (BMC Racing) hat Fabian Giger (Giant Pro XC) bei der Europameisterschaft in St. Wendel die Silbermedaille gewonnen. Es war seine erste Medaille bei einer internationalen Meisterschaft in der Elite-Kategorie und die Bestätigung seiner starken Leistung vom Weltcup in Albstadt (4.). Warum sein Frühjahr eine kleine Delle aufwies und ob der neue Weltranglisten-Dritte sich in St. Wendel darauf beschränkte, hinter Absalon herzufahren, das erzählt Giger im Interview.

Fabian, schon gut erholt, zwei Tage nach der EM in St. Wendel?
Ja, schon. Wenn man gute Form hat, geht die Erholung einfacher.

Verdaut man ein emotional erfreuliches Rennen schneller?
Das kann schon eine Rolle spielen, ja.

In Albstadt hast du dein bis dato bestes Weltcup-Resultat eingefahren, in St. Wendel die EM-Silbermedaille gewonnen. Aber davor war – nach einem starken Auftakt auf Zypern – ein bisschen der Wurm drin. Warum?
Ich war gesundheitlich nicht ganz fit, da hat nicht alles gepasst. Aber ich konnte das zum Glück korrigieren.

Was hat denn nicht gepasst?
Da war eine große Müdigkeit. Vielleicht zu viel Training und das Reisen. Südafrika, Australien, anfangs Frühjahr war ziemlich intensiv. In den drei, vier Wochen war ich sehr müde.

Was hast du dann korrigiert?
Nach Australien war es ziemlich schlimm, in Haiming hab’ ich’s versucht, aber ging gar nichts. Ich hatte über eine Woche Mühe mit dem Jetlag. Ich habe dann auf Erholung gesetzt, auf die richtige Ernährung, dann wurde es auf einmal wieder besser Richtung Heubach. Am Tag vor dem Rennen habe ich zum ersten Mal wieder gut gefühlt und es ging super auf. Man wandelt eben auf einem schmalen Grat als Leistungssportler. Ich froh, dass ich es wieder so super hin gekriegt habe.

Bis zur vielleicht besten Form deines Lebens, wenn man es an den Resultaten misst.
Vielleicht, ja. Es war gewissermaßen ein Steigerungslauf. Heubach hat mir Selbstvertrauen gegeben, Nove Mesto ging schon gut (8.) und Albstadt war eines der besten Rennen meiner Karriere. In St. Wendel wusste ich schon, dass ich mit Absalon mithalten kann, zum Teil zumindest. Das war ein Resultat von Albstadt. Das macht natürlich Spaß.

Mit Julien Absalon vorne zu sein,
das war für mich das Wunsch-Szenario

In Albstadt warst Du mit Absalon für eine Runde alleine vorne. Als ihr beiden in St. Wendel zusammen an der Spitze wart, hast du da auch mal an den Sieg gedacht?
Es war ein Wunsch-Szenario, dass wir gemeinsam oder in einer kleinen Gruppe vorne sind. Das war super und ich wollte dran bleiben so lange es geht. Im Rennen bist du immer so konzentriert, aber für einen kurzen Moment habe ich mal dran gedacht, es wäre schon cool Europameister zu werden. Eine Chance hat man immer.
Ich habe auch mal versucht, als er angegriffen hat, zu kontern und drüber zu ziehen. Aber es war mir nicht möglich ein Loch aufzutun. Aber ich denke, es gibt nichts zu bereuen, ich habe nichts falsch gemacht. Ich bin happy über Silber.

Würdest du die Silbermedaille als deinen größten Erfolg bezeichnen?
Ja, schon. Der Titel in der U23 ist halt doch nicht so viel wert. Und Meisterschaften sind etwas speziell, auch wenn es beim Weltcup vermutlich schwieriger ist. Bei einer EM wird man mehr beachtet, doch ich bin schon glücklich über die Silbermedaille.

2012 hast du haarscharf und mit Pech die Olympia-Qualifikation verpasst. Die für 2013 erhoffte Weiter-Entwicklung blieb aber aus. Warum?
2013 war konstant, aber die Steigerung hat gefehlt, das stimmt. Es war immer noch ein gutes Jahr, aber mein Ziel im Weltcup das Podest anzupeilen und bei den Meisterschaften um eine Medaille mit zu fahren, das habe ich verfehlt. Ich habe versucht daraus zu lernen und die Erfahrungen mit meinem Trainer Bruno Diethelm umzusetzen. Es sind nur kleine Mosaik-Steine, aber es scheint aufgegangen zu sein.

„In Gränichen Absalon
noch einmal auf den Zahn fühlen“

Du fährst seit Albstadt die XTR Di2, die erste elektrische Schaltung. Wie kommst du damit zurecht?
Sehr gut. Es hat mich schon mal zusätzlich motiviert, als einer von drei Fahrern auserwählt zu sein, die sie als erste im Rennen ausprobieren dürfen. Es ist auf jeden Fall ein gutes Produkt und es funktioniert optimal.

In Gränichen triffst du am Sonntag wieder auf Julien Absalon. Wird da eine Revanche fällig oder willst du das nicht so hoch hängen?
EM-Revanche vielleicht nicht. Es ist eine völlig andere Strecke, es liegen drei, vier intensive Wochen hinter uns. Wenn die Form noch da ist, dann werde ich alles geben, um einen Podest-Platz mit zu kämpfen. Wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Aber es wäre schön, wenn ich Absalon noch mal auf den Zahn fühlen könnte.

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