Glasgow EM-Notizen(4): Ein Zick-Zack-Kurs mit Aussicht

Die Strecke: Speziell, schnell und konditionell – anspruchsvoll


Ungewöhnlich. Kaum vergleichbar. Nach den Trainingseindrücken fällt es den meisten Fahrern schwer den Europameisterschafts-Kurs in Glasgow einzuordnen. Immerhin: das Layout in den Cathkin Braes Mountainbike Trails scheint Spaß zu machen. Zumindest im Training.

 

5,5 Kilometer lang und mit einem maximalen Anstieg von 70 Höhenmeter am Stück, aber verteilt über 1,0 Kilometer, das sind erst mal Daten, die nicht spektakulär klingen. „Aber im Endeffekt summieren sich die Höhenmeter. Es ist auf jeden Fall eine physische Strecke“, meint Florian Vogel. „Du kannst hier nicht einfach mit rollen.“

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Reto Indergand, Thomas Litscher und Florian Vogel im Double Dare, einer Downhill-Passage mit zwei Linien ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Was der Titelverteidiger auch sagt: „Sie ist sehr speziell.“ Und mit seinen Schweizer Team-Genossen Lukas Flückiger, Nicola Rohrbach und Thomas Litscher sucht er nach Vergleichen. Und finden nicht wirklich einen Kurs, mit dem man die EM-Strecke vergleichen können. „Vielleicht noch Stellenbosch, vom Profil her“, meint Rohrbach. Nur vom Profil her.

Fumic: Kurven können entscheidend sein

Der fahrtechnische Anspruch ist moderat, alle Features sind ganz nett, aber für die Profis keine ganz große Herausforderung. Auch nicht für die Frauen. „Aber es ist eine Strecke, die Spaß macht“, sagt auch Flückiger.

Was die Strecke sonst noch besonders macht, ist der Untergrund, in vielen Abschnitten feiner Split mit dem die Cathkin Braes Trails befestigt sind, viele schnelle Singletrail-Passagen, sehr viel auf und ab. Und extrem viel „Zick-Zack“, wie Manuel Fumic sagt. Unendlich viele Kurven, die meisten aber flüssig zu fahren und umso wichtiger, dass man den Schwung mitnimmt. Etwas, das dem Kirchheimer liegt und woran er Spaß hat.

„Es kann sein, dass das Rennen in den Kurven entschieden wird“, meint Fumic. Soll heißen: durch den Kraftverschleiß, der sich addiert, wenn man die Kurven nicht sauber fährt und Lücken kassiert, die wieder geschlossen werden müssen.

Zwiehoff: Strecke ist cool

Auf jeden Fall ist es hilfreich den Kurs gut im Kopf zu haben. Auch weil es etliche Kuppen gibt und man die Linie bereits gewählt haben muss, um die folgende Passage zu treffen.

„Man muss ihn auf jeden Fall vorher gesehen haben“, meinte Adelheid Morath, nachdem sie ihre Trainingsrunden hinter sich hatte. „Es ist wichtig sehr konzentriert zu fahren. Konditionell ist er sehr anspruchsvoll.“ Trotz der fehlenden längeren und steileren Anstiege. Elisabeth Brandau bestätigt das. „Ich hätte gerne mehr Runden auf dem Kurs gedreht“, sagt die Deutsche Meisterin.MorathA

Ben Zwiehoff findet die Strecke „cool“ und nimmt auch die Frage nach den möglicherweise mangelnden Überholmöglichkeiten gelassen. „Wenn du Dampf hast, geht das schon“, sagt er und grinst.

Tatsächlich sind die Phasen, in denen Positionsverschiebungen möglich sind, etwas rar gesät. In den ersten Runden, wenn alle noch in der Lage sind dagegen zu halten, wird’s nicht so einfach sein sich nach vorne zu arbeiten.

30 Kameras im Einsatz

Was das Layout angeht, ist die Strecke nicht ganz so zuschauerfreundlich wie man das inzwischen von Nove Mesto, Albstadt, Val di Sole, etc. kennt. Abgesehen davon, dass man 5,5 Kilometer Länge kaum noch findet, sind die Schleifen etwas ausladend, man hat kaum irgendwo einen Überblick über längere Abschnitte. Immerhin an vielen Stellen aber eine schöne Aussicht auf Glasgow – sofern die Wolken nicht zu tief hängen.

Die TV-Übertragung wird wohl trotzdem ein fast geschlossenes Bild vom Rennen ermöglichen, denn es sind über 30 Kameras im Einsatz.

Neff wird mit dem Gelände spielen

Florian Vogel sieht den Kurs wie gemacht für Mathieu van der Poel. „Das ist auf ihn zugeschnitten. Er wäre für mich auch Favorit, wenn Nino (Schurter) am Start wäre“, sagt Vogel.

Für Manuel Fumic hat das weniger mit dem Kurs zu tun. „Wenn man sich die Weltcup-Rennen ansieht, dann ist klar, dass Mathieu Favorit ist, egal auf welcher Strecke. Er ist stark und wenn man stark ist, kann man auf jeder Strecke.“

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Die Favoriten im Training: Mathieu van der Poel und Jolanda Neff ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Bei den Damen gilt das natürlich auch für Jolanda Neff. Aber kaum eine kann mit dem Gelände so spielen wie die Weltmeisterin. Das könnte ihr einen Vorteil verschaffen, der für die Konkurrenz nur schwer zu kompensieren ist.

Einig sind sie sich alle: Auf Dauer wird’s hart.

 

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