Jaroslav Kulhavy: Mehr Freiheit, mehr Motivation

Der Tscheche im Interview über Vergangenheit und Zukunft

Wie im Januar etwas überraschend verkündet, wird Jaroslav Kulhavy 2019 für sein eigenes Team Kulhavy Racing fahren. Seine Saison beginnt er am 21. Februar beim Afxentia Etappenrennen auf Zypern, gemeinsam mit seinem Cape-Epic-Partner Howard Grotts. Ein Interview in diesem Zusammenhang gibt ein wenig Aufschluss über seine Beweggründe und liefert auch eine Erklärung, warum der Olympiasieger von 2012 und Silbermedaillengewinner von 2016 in der vergangenen Saison nicht an sein eigentliches Leistungsvermögen herankommen konnte.

 

 Jaroslav, wie ist Ihr Winter und die Vorbereitung auf die Saison 2019 gelaufen?

Die Vorbereitung war ziemlich gut. Ich habe drei Wochen später begonnen als sonst, aber das ist okay. Der Weltcup startet ja dieses Jahr auch später.

 

Sie werden weiter auf Specialized Bikes fahren, aber 2019 für Ihr eigenes Team, Kulhavy Racing. Was hat Sie dazu bewogen was Eigenes auf die Beine zu stellen und wann haben Sie das so entschieden? Warum sind Sie nicht im sehr erfolgreichen Team Specialized Racing geblieben?

Ja, ich werde 2019 für mein eigenes Projekt fahren. Nach der Saison 2019 habe ich über Veränderungen und neue Motivation nachgedacht. Und diese Kombination ist perfekt. Ich bin sehr froh darüber, dass ich weiter auf Specialized fahren kann. Die Nachricht von Specialized kam ziemlich spät – natürlich habe ich mit anderen Teams gesprochen, aber es war letztlich nichts interessant. Mein eigenes Projekt gibt mir mehr Freiheit und größere Motivation.

 

Sie sind 34 Jahre alt. Ist diese Veränderung ein Stück weit ein Fenster in die Zukunft von Jaroslav Kulhavy? In eine Karriere als Team-Manager, so wie Thomas Frischknecht, Ralph Näf, Bart Brentjens oder andere?

Ja, das kann der Start eines „Zukunft-Teams“ sein, aber im Moment habe ich immer noch viele Ziele für diese und die Olympia-Saison 2020. Wir müssen für 2020 auch zuverlässige Partner haben.

 

Für Sie ist Zypern und der Sunshine Cup Jahr für Jahr eine Art Tür in die Cross-Country-Saison. Was ist es wert, das jedes Jahr zu wiederholen?

Ich liebe Zypern und der Sunshine Cup ist perfektes Training, bevor es richtig los geht. Es gibt auch viele Weltranglistenpunkte. So ist es die beste Wahl. Das hört sich vielleicht nach einem langweiligen Programm an, jedes Jahr auf Zypern zu sein, aber ich mag das – jede Etappe macht Spaß und ist schön zu fahren (smiling).

 

2018 sind Sie auch das Afxentia gefahren, genauso wie ihr Specialized Teamkollege Howard Grotts. Auf Zypern sind Sie gegeneinander gefahren, aber ein paar Wochen später haben Sie mit ihm das Absa Cape Epic gewonnen. Wie wichtig sind diese Tage auf Zypern zu haben? Besprechen Sie da noch Dinge oder gewöhnen Sie sich vielleicht aneinander?

Ich glaube, dass es gut ist, ein paar Wochen vor dem Epic Kontakt mit seinem Partner zu haben. Wir testen unsere Verfassung, die Bikes und anderes Material. Auch die Wettkampf-Intensität und der Kontakt mit dem Terrain ist nach dem Winter von Bedeutung.

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Howard Grotts und Jaroslav Kulhavy bei ihrem Cape-Epic-Erfolg 2018 ©Shaun Roy/CapeEpic/Sportzpics

 

Voriges Jahr haben Sie mit Howard das Cape Epic zum dritten Mal gewonnen, aber danach lief die Saison nicht mehr rund. Im Rückblick, was waren die Gründe dafür?

Da kamen einige Dinge zusammen, aber der Hauptgrund war ein Problem mit der Atmung bei höchster Intensität. Für den Cross-Country-Weltcup ist es ein ziemliches Problem, wenn du nicht hundert Prozent geben kannst, sondern nur 90 oder 95.

Und was genau hat das Atem-Problem verursacht?

Es sieht so aus als ob es vor allem ein muskuläres Problem war, das vermutlich schon nach meinen letzten Verletzungen begonnen hat – eine gebrochene Kniescheibe und das gebrochene Handgelenk. Dadurch gab es ein Problem mit einer Disbalance der Muskulatur und eine Schwäche im Rumpf.

 

Im Blick auf 2019, was ist ihr größtes Ziel, was ist für Sie wichtig in der bevorstehenden Saison?

Das erste Ziel ist das Cape Epic. Dann würde ich mir gerne meine alte Leistungsfähigkeit im Weltcup zurückholen. Und die Olympia-Qualifikation ist auch ein Ziel.

 

Stichwort Weltcup, was denken Sie über das neue Short Track Format im Weltcup?

Der Short Track verändert vieles. Da gibt es so viele Fahrer mit Ambitionen, aber man kann auch müde sein für das Cross-Country-Rennen. Es ist eine Frage der Prioritäten. Das XCC-Format kann für Zuschauer gut sein und es ist eine Chance für Sponsoren, wenn die Fahrer zwei Rennen pro Woche fahren.

 

Für Sie persönlich, was haben Sie für sich gelernt über den Einfluss des Short Track am Freitagabend auf das sonntägliche Cross-Country-Rennen?

Hauptsächlich hat es mein letztes Training vor dem Cross-Country-Rennen verändert. Normalerweise habe ich (Freitag) einen Ruhe-Tag, jetzt ist da das Short Track. Deshalb musste ich die letzten vier Tage vor dem Cross-Country umbauen.

 

Sie haben bei den Olympischen Spielen Gold und Silber gewonnen. Sind die Spiele in Tokio 2020 immer noch ein wichtiges Ziel?

Sicherlich. wenn ich gesund bin, dann ist Tokio ein sehr wichtiges Ziel. Mein Programm bleibt fast dasselbe. Cross-Country plus ein paar Etappenrennen und Marathons. Vielleicht fahre ich zum Training ein paar mehr Straßenrennen.

 

Das Interview wurde vom Autor als Presse-Aussendung für den Cyprus Sunshine Cup erstellt.

 

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