Katrin Stirnemann: Rücktritt vom Rücktritt
Vor einigen Tagen hatten wir gemeldet, dass die Schweizerin Nachwuchstrainerin bei Swiss Cycling wird. Doch das allein füllt die Gränicherin nicht aus
Gerade einmal zwanzig Prozent ihrer Arbeitszeit wird Stirnemann ihrer Arbeit als Juniorinnen-Nationaltrainerin für Swiss Cycling widmen (acrossthecountry.net hat darüber berichtet). Dabei wird sie als Assistentin von Chef-Frauentrainer Edmund Telser auch um ihre ehemaligen Nationalmannshaftskolleginnen in der U23- und Elite-Klasse kümmern. Da bleibt viel Zeit für anderes.
Ihr Ex-Sponsor Thömus betreibt den Swiss Bike Park, idyllisch gelegen am Rande seiner Firmenzentrale in Oberried südlich von Bern. Stirnemann übernimmt dort die Leitung des Regio-Stützpunkts von Swiss Cycling. Die Regio-Stützpunkte sind in der Schweiz wichtige Bausteine im Nachwuchsförderprogramm. Wer positiv auffällt, kann sich dort für die nationalen Talentsichtungstage empfehlen. „Ich freue mich auf diese Stelle. Kurse mit Athleten und Hobbysportlern sowie die Organisation von Trainings mit den verschiedenen Nationalteams gehören zu meinen Hauptaufgaben“, erklärt die Aargauerin ihr dortiges Fünfzig-Prozent-Pensum.
Brand-Ambassador
Und die restlichen dreißig Prozent? Die bleibt Katrin Stirnemann jetzt doch Rennfahrerin. Nicht mehr auf dem klassischen Mountainbike, sondern ab sofort auf dem E-MTB. Insofern ist Thömus nicht nur ihr Ex-Sponsor, sondern auch weiterhin ihr Unterstützer beim Thömus RN Swiss Bike Team von Ralph Näf. Als Brand-Ambassador soll die 31-Jährige amtierende E-MTB-Vize-Weltmeisterin an der World E-MTB Series (WES, worldebikeseries.com) sowie an der E-MTB Weltmeisterschaft Ende August im italienischen Val di Sole teilnehmen. Die erfahrene Bikerin aus Gränichen solle zudem wertvolle Materialtests für Shimano und den Schweizer Fahrradhersteller Thömus durchführen, heißt es in einer Pressemitteilung des Thömus RN Swiss Bike Teams.
Terminplan WES noch offen
Noch ist der Terminplan der World E-MTB-Series 2021 nicht bekannt. Auf der Homepage wird als Starttermin der 27. und 28. März im Fürstentum Monaco avisiert. In insgesamt sieben Runden soll es dann quer durch Mittel- und Südwesteuropa gehen (Italien, Schweiz, Spanien und Frankreich werden genannt). Das Finale soll am 02. und 03. Oktober stattfinden: Wo, ist aber noch nicht bekannt. Damit dürften beim Finale der WES zumindest die etatmäßigen Top-Marathon-Fahrer fehlen, die am gleichen Wochenende ihre Weltmeisterschaft auf der italienischen Mittelmeerinsel Elba austragen werden.
Stirnemann will E-MTB weiter entwickeln
„Für mich ist das alles sehr spannend, weil Disziplin noch so neu ist“, schaut Katrin Stirnemann positiv in die Zukunft. Und ordnet ihre Rolle so ein, wie man es von einer starken Persönlichkeit wie ihr wohl auch erwarten kann: „Vielleicht kann ich dazu beitragen, das Rennformat ‚E-MTB‘ weiter zu entwickeln und auch etwas zu bewirken“, sagte sie gegenüber acrossthecountry.net.
Stirnemann fordert andere Strecken für E-MTB
„Eine normale XC-Strecke ist für ein E-MTB zu langweilig: Wir brauchen spannendere, technischere Strecken, bei denen die Eigenschaften eines E-MTB besser zum Ausdruck kommen“, gibt Stirnemann ihre persönliche Entwicklungsrichtung vor. „Im Moment ist die Rechnung einfach: in der Regel ist die leichteste Fahrerin am schnellsten oben. Aber mit den E-MTB könntest du ja Anstiege hochfahren, wo du sonst keine Chance hättest. Aber da musst du das Fahrrad auch beherrschen.“
Kapazitätsgrenze des Akkus
Stirnemann will sich auch dafür einsetzen, dass die „Kapazitätsgrenze der Akkus ausgereizt“ werde. „Dazu müssen die Rennen länger werden – und damit würden sie auch spannender werden, wenn du mit dem Akku haushalten musst.“
Bei der zu erwartenden Belastung als Trainerin, Stützpunktleiterin und aktive Rennfahrerin wird auch Stirnemann mit ihrem Akku haushalten müssen, nicht nur mit ihrem elektrischen.
Offenlegung:
Der Autor arbeitet als freiberuflicher Photograph für das Thömus RN Racing Team.
