Kulhavy: Ein Olympiasieger wechselt zum letzten Mal (?) das Team

Jaroslav Kulhavy gehörte zu den ganz großen Mountainbikern der vergangenen beiden Jahrzehnte, angefangen von seinen Weltmeistertiteln bei den Junioren 2003, in der Elite 2011 und im Marathon 2014 über seinen Olympiasieg 2012 in London bis hin zu den Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 und bei den Cross Country-Weltmeiterschaften 2016 und 2017. Er gehörte zum Dreigestirn zusammen mit Julien Absalon und Nino Schurter, die zwischen Sommer 2010 (genauer 31. Juli in Val di Sole) und 2017 fast alle Weltcups unter sich ausgemacht hatten, mit Ausnahme des Rennens am 30. Juni 2012 in Windham / USA, an dem alle drei wegen der Vorbereitung auf die kurz danach stattfindenden Olympischen Spiele in London nicht teilnahmen, und dem Überraschungssieg von Daniel McConnell (AUS) beim Weltcup-Auftakt in Albstadt 2013.

Neues Team: Česká spořitelna-Accolade
Jetzt hat der mittlerweile 36-Jährige, der derzeit nur noch auf dem 293. Platz der Weltrangliste zu finden ist, bekannt gegeben, dass er seine Ambitionen auf eine fünfte Olympia-Teilnahme 2021 in Tokio endgültig aufgibt und sich einem tschechischen Marathon-Team anschließt: Kulhavy wird also künftig im dunkelblauen Trikot von Česká spořitelna-Accolade antreten und sich in Zukunft auf die Langstrecke konzentrieren, auf der er 2014 im südafrikanischen Pietermaritzburg auch schon mal Weltmeister war. „Česká spořitelna“ ist übrigens das tschechische Pendant zur Sparkasse und hat ursprünglich gar nichts mit Sport zu tun, wie vielleicht der Name suggerieren könnte. Accolade ist ein Immobilien-Investor mit Niederlassungen in Tschechien, Polen, der Slowakei und Deutschland.

Jaroslav Kulhavy war seit 2010 für Specialized unterwegs, in den vergangenen beiden Jahren hatte er sein eigenes Team. Aber auch als Teil der Marathon-Mannschaft von Teamchef Radim Kořínek, selbst Olympiateilnehmer in Sydney (2000) und Athen (2004) wird das S-Works sein Arbeitsgerät bleiben. Übrigens ist Kulhavy nicht mal der älteste Fahrer im Team: Sein neuer Teamkollege Matous Ulman ist ein halbes Jahr älter als Kulhavy. Mit im UCI-Team sind Marek Rauchfuss (30) und der Slowake Tomáš Višňovský (27).

Ziel: UCI Marathon World Series und Marathon-Weltrangliste
„Ich bin froh, wieder in einem Team zu sein. Nach dem letzten Jahr habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt weitermachen soll, aber die Saison 2020 war ja nur eine halbe.“ Cross Country, in dem er die meisten seiner Erfolge gefeiert hat, wird in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. „Die UCI Marathon World Series und die neu geschaffene Marathon-Weltrangliste eröffnen neue Möglichkeiten, bei denen ich und das ganze Team erfolgreich sein können“, sagte Kulhavy. „Ich freue mich sehr auf die Saison. Ich bin mit Matouš Ulman bereits den Brasil Ride und das Epic Israel gefahren. Wir harmonieren sowohl leistungsmäßig als auch menschlich. Cross Country werde ich nur noch minimal und nur in Tschechien fahren. Aber ich möchte noch einmal den Weltcup in Nové Město na Moravě wieder mit Zuschauern erleben“, sagte Kulhavy. Darüber hinaus machte er deutlich, dass er seine Teilnahme an seinen fünften Olympischen Spielen nicht wirklich erwartet: „Wir haben einen einzigen Startplatz und der beste Tscheche ist derzeit eindeutig Ondrej Cink. Ich kann mich nicht darauf fixieren, ich muss mich auf andere, realistischere Ziele konzentrieren.“

Saisonstart verschoben – wegen Corona
Eigentlich wollte sich Jaroslav Kulhavy nächste Woche beim Mediterranean Epic in Spanien zum ersten Mal im neuen Trikot präsentieren. Doch das Etappenrennen wurde wegen Corona auf Ende März verschoben. „Das Rennprogramm wird hauptsächlich aus Marathons und Etappenrennen bestehen. Wir würden gerne die ganze World Marathon Series fahren, sowie die Etappenrennen Epic Israel, Cape Epic oder Brasil Ride. Und natürlich unsere tschechischen Marathons“, stellte Kulhavy sein Rennprogramm für 2021 vor. „Ich fühle mich jetzt gut: Ich habe zwei Trainingslager hinter mir, ohne größere Krankheit. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleiben wird, sodass ich anfangen kann, an meiner Intensität zu arbeiten, zu der mich mein Körper in den letzten Jahren nicht zurückkehren ließ. Vielleicht bin ich dieses Jahr schon so weit, dass es klappen wird. Die Frage ist nur, wann es anfangen wird zu funktionieren.“