Weltcup 2022: Wahrscheinlich doch mit Lenzerheide

Einigen unserer Leser war aufgefallen, dass bei den neun Weltcup-Terminen ein wesentlicher Bestandteil der letzten Jahre fehlt. Wir haben beim Veranstalter nachgefragt.

Noch ist die Schweiz Zentrum des Cross-Country-Sports, auch wenn vor allem die Franzosen mit einer breiten Front aufholen: nach einer kurzen Lücke mit dem Abschied von Ex-Weltmeister und Olympiasieger Julien Absalon steht nun eine ganze Reihe talentierter Nachwuchsfahrer in den Startlöchern. Und mit Jordan Sarrou wird 2022 schon ein Franzose das Regenbogen-Trikot des Weltmeisters tragen, und nicht mehr der bis dato darauf abonnierte Schweizer Nino Schurter, achtfacher Elite-Weltmeister 2009, 2012, 2013 und 2015 bis 2019.

Da lag es natürlich auf der Hand, dass die Schweiz nach dem kurzen Zwischenspiel von Champéry in der Schweiz (Weltcups 2007, 2009 und 2010, Weltmeisterschaft 2011) ein fester Bestandteil des Cross Country World Cups ist. Seit 2015 werden daher auf der Lenzerheide in Graubünden jährlich Cross-Country- und Downhill-Weltcups ausgetragen, 2018 sogar die Weltmeisterschaft.

Doch o Schreck! Im Weltcup-Kalender für 2022, den der Weltradsportverband UCI vergangene Woche veröffentlichte, fehlt der wichtige Event, obwohl die Anzahl der Cross Country-Wettbewerbe gegenüber 2019 ohnehin schon um einen auf neun erhöht worden war.

Allerdings waren bisher nur acht Termine fix, im Kalender heißt es für das Wochenende 08.-10. Juli 2022: „TBC“ (englische Abkürzung für „to be confirmed“, die endgültige Bestätigung steht also noch aus).

Acrossthecountry.net hat nun beim Veranstalter nachgefragt und eine erfreuliche Antwort bekommen!

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Tolles Publikum, schöne Atmosphäre: Herren-Start in Lenzerheide. Ein Bild auf dem man erkennen kann, dass Nino Schurter (mitte) am Start gerade Probleme bekommt. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

„Wir sind aktuell noch in den finalen Verhandlungen mit der UCI“, sagt Christoph Müller, OK-Präsident des UCI MTB World Cup Lenzerheide: „Wir sind sehr optimistisch, dass wir auch 2022 ein Teil des Weltcup-Kalenders sein werden. Sobald dies der Fall ist und das UCI Management Committee es freigegeben hat, werden wir es kommunizieren.“

Und weil wir schon mal im Gespräch waren, haben wir uns nach dem aktuellen Stand der Vorbereitungen für 2021 erkundigt. 2020 wurde der World Cup in Lenzerheide coronabedingt Anfang Juli abgesagt, obwohl der Termin zunächst im revidierten und erst kurz zuvor von der UCI veröffentlichten Kalender zu finden gewesen war und eigentlich den Auftakt zum komprimierten Weltcup 2020 hätte bilden sollen. In diesem Jahr soll der Weltcup am ersten September-Wochenende, also vom 03.-05.09.2021, über die Bühne gehen.

„Wie bei den anderen Veranstaltern ist es auch für uns aufgrund der aktuellen Situation sehr schwierig, jetzt schon im Detail zu planen, was wir im September umsetzen wollen“, sagt Müller. „Eine Planungssicherheit ist zum jetzigen Zeitpunkt leider überhaupt nicht vorhanden. Stand heute rechnen wir mit drei Szenarien: Szenario 1 wäre ein Weltcup ohne Zuschauer, Szenario 2 ein Weltcup mit limitierter Anzahl Zuschauern und Szenario 3 ein Weltcup wie wir ihn aus der Vergangenheit kennen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen sehen wir Szenario 1 oder 2 als realistisch an. Rennen ohne Zuschauer wären für uns grundsätzlich möglich, auch wenn wir uns natürlich alle wünschen würden, dass Zuschauer wieder erlaubt sind.“

Doch zurück zum Kalender 2022. Es könnte nämlich sein, dass das ein sehr harter Sommer für die Topfahrer*innen wird. Denn wenn Lenzerheide wirklich am 08.-07. Juli 2022 stattfindet, folgen dem Schweizer Weltcup noch sechs weitere harte Rennen binnen acht Wochen: unmittelbar danach der Weltcup in der Höhe von Andorra, mit einem Wochenende Pause die beiden Übersee-Weltcups in Snowshoe und Mont Sainte Anne, die Europameisterschaft in München, die Weltmeisterschaft in Les Gets und das Weltcup-Finale im Val di Sole.

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Peter Schaupp
©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

„Das ist schon viel, muss man schon so sagen“, war die erste Reaktion von Bundestrainer Peter Schaupp. „Vor allem, da ja bei allen Rennen auch noch die Short Races mit dabei sind.“ Schaupp hat dabei auch vor allem die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024 vor Augen. „Wenn das Prozedere so bleibt wie bisher, beginnt der Wettlauf um die Startplätze pro Nation im Mai nächsten Jahres.“ Deswegen müsse man mit den Körnern gut haushalten und vor allem zwischen den Rennen gut regenerieren, betont Schaupp. „Aber bei dem Niveau der Rennen ist das natürlich nicht so einfach.“

Der Deutsche Meister Max Brandl (Lexware) findet, dass es auch für die Zuschauer spannender wäre, wenn es keinen so großen Block geben würde, sondern das bisherige System der Doppel-Weltcups fortgeführt werden würde: „Dann tut sich einfach mehr zwischen den Rennen.“ Dass in Nordamerika die beiden Weltcups zusammen sind, sieht er jedoch positiv: „Da werden dann bestimmt mehr rüber gehen als in diesem Jahr, wo sich der Aufwand für einen einzelnen Weltcup kaum lohnt.“ Am Wochenende 17.-19. September ist der einzige World Cup außerhalb Europas 2021 in Snowshoe (WV) / USA.

2017: Max Brandl wird auf der Lenzerheide Zweiter beim U23-World Cup hinter Martins Blums und vor Nadir Colledani © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
2017: Max Brandl wird auf der Lenzerheide Zweiter beim U23-World Cup hinter Martins Blums und vor Nadir Colledani
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Brandl stellt aber auch fest: „Wir Sportler werden das wohl so hinnehmen müssen. Aber 2020, mit den beiden Weltcups in einer Woche, Weltmeisterschaft, Europameisterschaft und Deutsche Meisterschaft binnen vier Wochen, das war richtig, richtig hart. Und 2022 kommt dann der Reisestress und die Zeitverschiebung beim Flug zu den Übersee-Weltcups noch dazu.“ Trotzdem freue er sich auf den Weltcup auf der Lenzerheide. „Es ist eine coole Strecke, und 2017 stand ich dort zum ersten Mal überhaupt auf einem Weltcup-Podium.“

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