UCI: Regeländerungen zum Jahreswechsel

Vor allem die Trennung zwischen Olympischem Cross-Country und Marathon wird neu geregelt und intensiviert. Dazu wird eine eigene Marathon-Weltrangliste eingeführt, Etappenrennen zählen nun zu Marathons. Und dann gibt es noch einige temporäre Anpassungen für 2021 wegen der Corona-Pandemie.

 

In wenigen Tagen startet das neue Jahr 2021. Und mit ihm auch eine eigene UCI Marathon-Weltrangliste. Denn bisher zählten nur die Marathon-Rennen der höchsten Kategorie, der UCI Marathon Series in das UCI Marathon Series Ranking, alle anderen Langstrecken-Rennen wurden den wenigen Punkten der Kategorie C3 bewertet und der bislang einzigen, nämlich der UCI Cross-Country-Weltrangliste zugerechnet. Noch wichtiger und vermutlich mit deutlich größeren Auswirkungen auf die Starterfelder und dem sogenannten „Punkte-Tourismus“ wird aber sein, dass ab Neujahr Etappen-Rennen nicht mehr zu den Cross-Country-Rennen, sondern zur neu geschaffenen Marathon-Weltrangliste zählen werden.

Neu: die UCI Marathon-Weltrangliste
Doch der Reihe nach: es gibt also eine neue Marathon-Weltrangliste. Marathon-Veranstalter können ihre Rennen wie bisher nur im Cross-Country üblich in allen Punkteklassen registrieren lassen (C3, C2, C1, HC), dazu kommen noch die nationalen, kontinentalen und Welt-Meisterschaften. Und natürlich die Rennen der UCI Marathon Series, bislang einziger weltumspannender Gradmesser der Marathon-Sportler über die ganze Saison mit einem eigenen Ranking, so eine Art Marathon-World Cup gewissermaßen. Neu bei der Marathon-Weltrangliste dabei sind nun auch alle Etappen-Rennen, egal ob über vier Etappen und einer Gesamtrennzeit von drei bis acht Stunden, wie man sie vor allem im Frühjahr in Südeuropa findet, oder den großen Rennen wie Absa Cape Epic, Brasil Ride oder Swiss Epic, die über eine Woche gehen und deren Königsetappe alleine oft länger ist als so manches „Kurz-Etappenrennen“, die von ihrer Charakteristik her eher mit dem Cross-Country verwandt sind.

Etappenrennen zählen zur Marathon-Weltrangliste
Diese Änderung bei den Etappen-Rennen hat natürlich gravierende Folgen für die Sportler und auch die Veranstalter: zum einen dürfen nun die Marathon-Meister bei den Etappenrennen ihre Meistertrikots tragen und nicht mehr die Cross-Country-Meister, was für die mediale Aufmerksamkeit der Marathonisti sicher von Vorteil ist. Andererseits werden nun viele Sportler, die bisher bei den Etappenrennen die Punkte-Grundlage für ihre Startberechtigung bei Weltcups und eine gute Startposition bei den Cross-Country-Rennen gelegt haben, auf den Start bei den Etappenrennen vor allem im Frühjahr verzichten und sich lieber auf Trainingslager konzentrieren. Damit könnte den Veranstaltern dieser Rennen, vor allem den Kurz-Etappenrennen auf Lanzarote, an der Costa Blanca, in Kroatien, auf Salamina und Zypern ein nicht unwesentlicher Teil ihrer Starterfelder wegbrechen. Ganz besonders tragisch könnte das im Corona-Frühjahr 2021 werden, wenn viele Sportler aus dem Hobbybereich ohnehin auf Reisen verzichten werden oder wegen Quarantänebestimmungen verzichten müssen.

2021: bislang nur 7 UCI Marathon Series Rennen
War bislang „UCI Marathon Series“ eine (kostenpflichtige) Auszeichnung für besonders prestigeträchtige, aber dennoch nicht wenige Marathons, wird sie 2021 wohl exklusiver und die Rennen vom Status her eher dem Cross-Country World Cup vergleichbar, den es bis vor einigen Jahren auch im Marathon-Bereich noch gab. 2019 waren von den 101 weltweit UCI-registrierten Marathons 34 mit dem Prädikat „UCI Marathon Series“ ausgezeichnet. Im Jahr 2021 sind es von den 103 registrierten Marathon-Rennen nur noch 5 – und die finden alle in Europa statt. Dazu kommen noch die beiden Etappenrennen Absa Cape Epic und das Andalucía Bike Race, die nun ebenfalls zu den UCI Marathon Series hinzugerechnet werden, quasi als eine Art Etappenrennen-World Cup.

Im Gegensatz zum Cross-Country-World Cup gibt es bei den UCI Marathon Series keine Zutrittsbeschränkungen, man muss also keine Mindestpunktzahl mitbringen, um an einem solchen Rennen teilnehmen zu können.

Mit der Einführung der Marathon-Weltrangliste installiert der Weltradsportverband analog zum Cross-Country und Downhill auch eigene UCI Marathon-Teams und ein entsprechende Team- und Nationenrankings.

2021: Etappen-Rennen aus der XC-Weltrangliste gestrichen
Im Cross-Country-Bereich werden die Individual-, Teams- und Nationenrankings mit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe der Weltrangliste 2021 dann ganz schön durcheinandergewirbelt werden, wenn die punkteträchtigen Etappen-Rennen aus dem Ranking herausgenommen werden. Und einige Fahrer werden um ihre Startberechtigungen beim Weltcup fürchten müssen. Und reine Marathon- und Stage Race-Spezialisten werden wohl ganz aus der XC-Weltrangliste rausfallen, dafür aber dann weit oben in der neuen MX-Weltrangliste auftauchen.

Vorrübergehend: Datenbasis für Weltrangliste  67 Wochen 
Coronabedingt wird die Weltrangliste bis zum 29. Juni 2021 nicht aus den Ergebnissen der vergangenen 52 Wochen berechnet wie sonst üblich, sondern aus den letzten 67 Wochen (ca. 15 Monate), um den Corona-Ausfall etwas zu kompensieren. Wer also im Zeitraum 01.10.2019 bis 31.12.2019 Rennen gefahren ist, zum Beispiel das Tokyo Test Event, die UCI Marathon Series Rennen in Ornans und beim Roc d’Azur oder die Etappen-Rennen auf Kos oder den Brasil Ride, wird in der Ausgabe vom 31.12.2020 davon immer noch profitieren. Doch einen Tag später wandern die Punkte der Marathons und Etappen-Rennen in die neue Marathon-Weltrangliste (zumindest, wenn man davon ausgeht, dass die 67-Wochen-Regel auch für diese Weltrangliste gilt, was so bislang nicht unbedingt aus dem Regelwerk hervorgeht). Bis ins späte Frühjahr hinein bleiben aber die Punkte aus dem Frühjahr erhalten, so die Rennen z.B. das HC-Rennen in Banyoles und die beiden Ein-Tages-Rennen auf Kos.

Nationale Meisterschaften 2020
In der Ausgabe zum 31.12.2020 werden dann auch alle nationalen Meisterschaften in die Weltrangliste eingerechnet. Die UCI hatte wegen der Corona-Pandemie das sonst eigentlich vorgegebene einheitliche Durchführungsdatum (von dem in Deutschland sehr regelmäßig abgewichen wird) freigegeben. Um nun keiner Nation dadurch einen Vorteil zu gewähren, dass die Meisterschaften später im Jahr durchgeführt wurden – in Deutschland ja erst Ende Oktober in Obergessertshausen – werden alle nun erst in der Jahresweltrangliste am 31.12.2020 mit hineingerechnet.

Keine Auswirkungen auf die Olympia-Quali
Für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Tokio (26./27. Juli 2021) gilt: diese spezielle Weltrangliste wurde am 3. März 2020 eingefroren, allerdings kommen 2021 noch die ersten beiden Weltcups 2021, also Albstadt (07.-09. Mai 2021) und Nove Mesto (14.-16. Mai 2021) dazu. Zur Erinnerung: für die Startplätze der einzelnen Nationen zählt die Summe der Punkte der jeweils drei besten Sportler*innen in den beiden getrennt zu betrachtenden Zeiträumen 28.05.2018 – 27.05.2019 und 28.05.2019 – 03.03.2020 plus eben die beiden ersten Weltcups 2021. Die Trennung der beiden Weltranglisten Cross-Country und Marathon und der damit verbundene Wegfall der Etappenrennen hätte darauf also ohnehin keine Auswirkung. Am 18. Mai 2021, am Dienstag nach dem Weltcup in Nove Mesto, wird dann die endgültige Nationen-Rangliste veröffentlicht, danach steht die Anzahl der Startplätze jeder Nation für Tokyo 2020 weitgehend fest.

Erleichterungen für U23-Fahrer und Junioren wegen Corona
Für potentielle World-Cup-Starter und Teilnehmer an den Rennen der UCI Junior Series, so sie denn coronabedingt wie geplant stattfinden können, gibt es 2021 wegen der Corona-Pandemie auch ein paar Erleichterungen:
Wer nicht über den nationalen Verband (in Deutschland der BDR) gemeldet wird, braucht 60 Punkte. Das gilt nun auch für die U23-Fahrer, die sonst üblicherweise 80 Punkte bräuchten. U23-Fahrer können aber auch ohne Mindestpunktzahl über die bei der UCI registrierten Profiteams gemeldet werden. Bisher galt diese Regel nur für die U23-Frauen, jetzt auch für die U23-Männer.

Bei den Rennen der UCI Junior Series benötigen Startwillige nun nur noch 10 statt bisher 20 Punkte, außerhalb Europas genügt sogar ein einziger Junioren-Weltranglisten-Punkt. Auch hier gilt: wer einem UCI (Elite) MTB Team angehört oder über den Verband gemeldet wird, darf auf jeden Fall starten.

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