WM Lenzerheide: Elisabeth Brandau und die Nummer acht

Kämpft das La-Bresse-Quartett um den Damen-Titel

Ob das Damen-Rennen der WM in Lenzerheide ähnlich aufregend wird, wie das Weltcup-Finale in La Bresse? Die vier Protagonistinnen Jolanda Neff, Emily Batty, Annika Langvad und Pauline Ferrand Prevot darf man jedenfalls auch am Samstag (12:30 Uhr) als Titelkandidatinnen bezeichnen. Elisabeth Brandau hofft auf einen guten Saison-Abschluss auf der großen Cross-Country-Bühne.

 

Eine WM-Silbermedaille hat sie schon, Elisabeth Brandau (EBE-Racing). Oder „ein Fünftel“ davon, wie sie es selber formuliert hat. Eine Plakete im Cross-Country-Rennen, so weit ist die Deutsche Meisterin wohl noch nicht. Auch wenn sie gut vorbereitet scheint.

„Ich mag die Strecke“, sagt Brandau. Und nach einigem Tüfteln ist nun auch das Mondraker-Fully so eingestellt, dass sie gut damit zurecht kommt. Beim Team Relay hat’s mal ordentlich funktioniert. Gegenüber Annika Langvad verlor sie nur 13 Sekunden und im Vergleich mit Jolanda Neff war sie elf Sekunden schneller.

Schlüsse fürs Cross-Country-Rennen sollte man daraus noch nicht ziehen, aber deutet doch zumindest auf eine gute Form hin.

Die Nummer acht wird Brandau an ihrem Lenker haben. „Darüber bin ich fast erschrocken“, sagt die 32-Jährige. „Damit stehe ich erste Reihe und ich bin doch eine, die eher von hinten kommt. Wenn ich gleich unter den besten Zehn bin, muss ich das verteidigen.“ Rennfahrerinnen-Logik. Wenn man so erfolgreich ist, wie die Schönaicherin in diesem Jahr, lässt sich eine niedrige Startnummer aber nicht vermeiden. Am Anfang des Jahres hätte sie sich das wohl nicht träumen lassen, als sie noch 337. war.

Allerdings wird sie wohl trotzdem in Reihe zwei aufgestellt werden, weil sie durch die jüngste Aktualisierung der Weltrangliste am Dienstag von Gunn-Rita Dahle-Flesjaa überholt wurde, jetzt „nur“ noch Elfte ist und deshalb in Reihe zwei stehen dürfte. (Die U23-Fahrerinnen Sina Frei und Alessandra Keller fallen vorne raus).

Adelheid Morath: Der Kübel mit dem Pech sollte langsam leer sein

Bei der zweiten deutschen Starterin, Adelheid Morath (jb Brunex-Felt), muss man abwarten, was am Samstag aus der Wundertüte auftaucht. Wenn ihr ein Rennen gelingt, in dem nichts passiert, kein Sturz, kein Defekt, wenn sie gesund ist, dann wird das Ergebnis sicherlich erfreulich.

„Wenn es einen Tag mal gut läuft, dann ist da vieles möglich“, ist ihr Trainer Bernd Ebler von einer grundsätzlich guten Form überzeugt. Und: „Der Kübel mit dem Pech sollte jetzt mal langsam ausgeleert sein.“

Die lange Pechsträhne hat natürlich auch den Aufbau von Sicherheit verhindert.

„Seit dem Kahnbeinbruch im März in Südafrika versuche ich zurückzukommen, aber du bist halt Mensch und keine Maschine“, sagt Morath und lässt spüren, dass die vielen Rückschläge schon am Rennfahrer-Gemüt nagen. „Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten.“

Vielleicht ja schon am Samstag.

Ferrand Prevot mit Schwäche im Team Relay

Was das oben angesprochene Favoriten-Quartett angeht, fällt auf, dass Pauline Ferrand Prevot (Canyon-Sram) beim Team Relay nicht gut zurecht kam. Sie verlor auf Annika Langvad (Specialized Racing) 53 Sekunden. Erst mal ohne ersichtlichen äußeren Grund.

Auch Jolanda Neff (Kross Racing) war auf der einen Runde nicht ganz auf der Höhe, aber das war voriges Jahr in Cairns auch nicht anders und dann war sie drei Tage später erstmals Elite-Weltmeisterin. Die Form kann zwei Wochen nach dem großartigen Auftritt von La Bresse nicht verschwunden sein.

Bei ihr hängt vieles davon, wie gut sie den Trubel um sie im Schweizer Heimatland verkraftet, bzw. sich ihm entziehen konnte.

Batty in Lenzerheide noch nie auf dem Podium

Gewonnen hat sie in Lenzerheide übrigens noch nie, möglicherweise auch aus diesem Grund. Dafür ist das Einer gelungen (2015), die nicht zu diesem Quartett gehört, weil sie in La Bresse krank war. Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Merida) ist gewiss eine Größe in der WM-Rechnung, die nicht zu vernachlässigen ist. 2017 war sie hinter der Britin Annie Last (KMC Ekoi Sr Suntour) Zweite.

Annika Langvad war an der Rothorn-Bahn 2016 schon mal Zweite. Emily Batty (Trek Factory Racing) hat es in Lenzerheide noch nie aufs Podium geschafft, aber so wie die Kanadierin diese Saison gefahren ist und mit dem unbedingten Willen endlich mal ganz oben zu stehen, gehört sie sicherlich zu den Titelkandidatinnen.

Und sonst? Anne Tauber (CST Sandd American Eagle) könnte eine Medaillenkandidatin sein. Sie scheint trotz der sechs Stiche unterm Knie fahren zu können. Maja Wloszczowska (Kross Racing) auf dem Podest wäre auch keine große Sensation.

 

 

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