Weltcup Albstadt: Helen Grobert hat keine Scheu vor großen Namen

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Im Blickpunkt: Helen Grobert ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Auf einmal steht sie im Mittelpunkt: Helen Grobert (Ghost Factory Racing) ist vor dem Heim-Weltcup am Sonntag in Albstadt zumindest in der deutschen Cross-Country-Szene mit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Bewirkt hat das ein neunter Rang in Nove Mesto.

Dieser neunte Platz zum Weltcup-Auftakt, der lässt sich von verschiedenen Seiten wahrnehmen. Helen Grobert war damit erst mal die beste Deutsche – vor den höher eingeschätzten Sabine Spitz und Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC). Sie war es in ihrem ersten Elite-Weltcup überhaupt und es war eine echte Überraschung. Vor allem, dass sie gleich die Top-Ten knacken konnte. Darum musste eine Adelheid Morath viel länger kämpfen.

Der zweite Aspekt an diesem neunten Platz sind die Olympischen Spiele. Top 15, das ist ein B-Kriterium. Oder auch halbes Kriterium genannt, weil es zweimal zu erfüllen ist. Sie war übrigens nur 16 Sekunden hinter Rang acht, dem A-Kriterium. Und, typisch Grobert, alle fünf Rundenzeiten bewegten sich in einem Korridor von elf Sekunden.

Zu Olympia befragt zeigt sich Helen Grobert einerseits fasziniert – natürlich will sie 2016 nach Rio –, anderseits aber auch gelassen. „Ist ja irgendwie ein cooles Thema, aber ich fahre ein Rennen deshalb nicht langsamer oder schneller. Weltcup ist Weltcup, da möchte ich mein Bestes geben“, sagt sie.

Also soll das auch am Sonntag in Albstadt keine Rolle spielen. Es ist ja ohnehin noch ein langer Weg und man darf davon ausgehen, dass auch Spitz und Morath die Norm noch packen und dann geht es um die Qualität der Resultate. Dennoch wird das natürlich bis nächstes Jahr am 30. Mai, wenn die Quali-Periode endet, immer wieder die Rede davon sein.

Stabile Leistungsentwicklung

Dieser neunte Platz hätte auch der zehnte sein können. Aber es ist der neunte geworden, weil Helen Grobert keine Scheu vor großen Namen zeigte und keine Geringere als Ex-Weltmeisterin und Olympia-Silbermedaillengewinnerin Maja Wloszczowska (Kross Racing) auf der Zielgerade im Sprint bezwang. Die war nach Defekt zur 23-Jährigen aufgefahren und hatte eigentlich mental die bessere Position. Doch Helen Grobert ließ sich nicht beirren und blieb dran.

Rasant unterwegs: Helen Grobert Foto: ©Lynn Sigel
Rasant unterwegs: Helen Grobert Foto: ©Lynn Sigel

Der neunte Platz ist ein bemerkenswertes Ergebnis, aber nur eines. Theoretisch kann es immer noch eine Eintagsfliege bleiben. Vieles spricht dagegen, dass es so ist, denn die Schwarzwälderin hat bisher eher eine stabile Leistungsentwicklung durchgemacht. Von Schwankungen in der Tagesform mal abgesehen.

Aber Helen Grobert ist jung und zu jungen Sportlerinnen gehören meist auch Wellenbewegungen in Leistungskurve. Von daher darf man jetzt nicht erwarten, dass sie auf diesem Niveau die gesamte Saison durchzieht.

Die mentale Komponente

Helen Grobert kam übrigens vergangenes Jahr mit dem weißen Trikot der Weltcup-Führenden in der U23-Kategorie nach Albstadt – und verlor es dort wieder, weil sie über den neunten Rang nicht hinaus kam. Ob die Enttäuschung vor einem Jahr eine mentale Komponente hatte, darüber ließe sich nur spekulieren. Aber mit dem Umstand mit im Mittelpunkt des Interesses zu stehen und gewisse Erwartungen erfüllen zu müssen oder sollen, muss sie leben.

Der Wechsel zum Team Ghost Factory Racing hat ihr möglicherweise auch noch mal einen neuen Impuls gegeben. Helen Grobert ist ein Familienmensch, eine die Nestwärme spüren muss. Da war sie bei Focus XC auch gut aufgehoben, die positiv kultivierte Damen-Combo von Ghost behagt ihr aber vielleicht sogar noch mehr.

In Nove Mesto sandte sie gleich eine entsprechende Dank-Adresse an die „super Stimmung im Team und die gute Betreuung“. Bundestrainer Peter Schaupp und die „guten Gespräche“ mit ihm schloss sie auch noch mit ein.

Wenn sie es schafft am Sonntag in der oben formulierten Gelassenheit ins Rennen zu gehen, dann wäre das sicher keine schlechte Strategie. „Meine Form ist gut und ich bin auf einem guten Weg. Ich will meine Leistung voll abrufen und um jeden Platz kämpfen“, erklärt sie. Und: „Eine bestimmte Platzierung habe ich mir nicht vorgenommen, dafür kenne ich meine Gegnerinnen noch zu wenig.“

Das verweist auch auf den Umstand, dass die Bedingungen, die Strecke und deren Profil ganz anders sind als in Nove Mesto.

„Ich habe die Power und muss sie am Berg halt umsetzen können“, meint Helen Grobert. Man wird es mit Spannung beobachten.

 

 

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