Weltcup La Bresse: 2012 ein Schauplatz für Dramen

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Bis dahin beste Weltcup-Platzierung und doch versteinerte Miene: Fabian Giger beim Weltcup in La Bresse im Jahr 2012 ©RR

Wenn am Sonntag im französischen La Bresse der Weltcup gastiert, wiederholt sich eine Geschichte. Auch 2012 war der Ort in den Vogesen Weltcup-Schauplatz und auch damals spielten sich wegen der Olympia-Qualifikation kleinere und größere Dramen ab. Sowohl für einen Deutschen als auch für einen Schweizer platzte dort ein Traum, wie sich später heraus stellen sollte. Ein kleiner Rückblick auf die Ereignisse vom 20. Mai 2012.

 

Drei Startplätze hatten die deutschen Herren damals sicher. Manuel Fumic und Moritz Milatz hatten das Ticket bereits sicher, ähnlich wie dieses Jahr auch. Kandidaten für den dritten Platz für London waren Jochen Käß und Wolfram Kurschat.

Beide hatten sich die Top 15, die damalige B-Norm, zum Ziel gesetzt. Das wäre keine sichere Nominierung, aber doch ein gutes Argument gewesen im letzten Rennen, das ihnen dafür zur Verfügung stand. Kurschat verpasste an seinem das Ziel als 18., 1:04 Minuten fehlten auf 15.

Für Jochen Käß aber war La Bresse ein Drama. Als er in die letzte Runde einbog, lag er auf Platz zwölf, 25 Sekunden vor Platz 16, den in diesem Moment Manuel Fumic inne hatte (unten mehr). Doch was ein Pech: da war das Hinterrad bereits platt! Kurz nach der Technischen Zone hatte Käß einen Plattfuß erlitten.

Der Weg zur nächsten Zone war weit und so hatte Käß keine Chance mehr: Rang 26!

..und dann ein Bahnfahrer

Die Hoffnung, dass man ihn per Sonderfall doch noch nominieren würde, zerschlug sich. Der BDR entschied sich damals den Bahn-Sprinter Robert Förstemann auf dem MTB-Ticket mit nach London zu nehmen. Was im Lager der Mountainbiker wütende Kommentare provozierte und schließlich dazu, dass der Radsport-Weltverband UCI diesen fachfremden Einsätzen per Regelwerk einen Riegel vorschob (der BDR war kein Einzelfall).

Manuel Fumic befand sich auf dem Vormarsch und hätte wahrscheinlich Käß noch überholt. Nach zwei Defekten in der Anfangsphase produzierte Fumic in La Bresse damals zweimal die vierte und dann zum Schluss die beste Rundenzeit. Am Ende war er Zwölfter. Vermutlich hätte er aber Käß in der Schlussrunde auch noch geholfen.

Ein maßlos enttäuschter Fabian Giger

Die Rolle des Schweizer Pechvogels gehörte Fabian Giger. Damals war das Olympia-Kriterium bei den Eidgenossen Top Acht. Nino Schurter ist bereits in der Pole Position, ist aber wegen eines Infekts nicht am Start. Fabian Giger fährt sein bis dato bestes Weltcup-Rennen, wird starker Fünfter und ist hinterher maßlos enttäuscht.

Vor ihm sind mit Ralph Näf (3.) und Florian Vogel (4.) zwei Schweizer platziert, mit denen er in der Verfolgergruppe kämpft. Doch Giger hat großes Pech. In der vierten Runde erwischt er mit seinem Hinterrad einen Stein, der in seine Linie gerollt war und zerstört sich dabei das Hinterrad. Dadurch verlor er den Kontakt zu seinen Schweizer Konkurrenten.

„Es ist nicht nur, dass ich die Olympia-Quali nicht geschafft habe. Es ist auch, wie ich es nicht geschafft habe, das ärgert mich“, sagte er ein paar Tage später im Interview mit dem Autor. Er fährt auch nach dem Laufrad-Wechsel weiter ein starkes Rennen und wird trotz nochmaligem Defekt in der Schlussrunde noch Fünfter.

Moritz Milatz war damals bis zur dritten Runde mit den Schweizern in der Verfolgergruppe, fällt dann aber auch wegen Defekt zurück. Er erinnert sich: „Ich wollte Absalon hinterherfahren, aber die Schweizer sind nur gegeneinander gefahren.“ Unten zum Nachempfinden der damalige Text aus Schweizer Perspektive.

Katerina Nash verliert Sieg in der letzten Abfahrt

Ein Drama auch bei den Damen, wenn auch nicht wegen Olympia: Gunn-Rita Dahle-Flesjaa feiert ihren 27. Weltcupsieg. Dabei hat Katerina Nash acht Sekunden Vorsprung in die Schlussabfahrt genommen. Doch die Tschechin stürzt, nicht schwer, aber doch so, dass die Norwegerin an ihr vorbei kommt und schließlich mit 16 Sekunden Vorsprung gewinnt.

 

Der Herren-Text von 2012:

Im Fight um die Schweizer Olympia-Tickets haben sich voraussichtlich Ralph Näf und Florian Vogel durchgesetzt. Beim 25. Weltcupsieg von Julien Absalon, der Weltmeister Jaroslav Kulhavy um sieben Sekunden distanziert, wird Ralph Näf mit 40 Sekunden Rückstand Dritter vor Florian Vogel, der 1:24 Minuten Rückstand aufweist. Fabian Giger wird hervorragender Fünfter, was für ihn vermutlich aber zu wenig ist, um auf den Olympiazug aufzuspringen. Christoph Sauser komplettiert das starke Schweizer Ergebnis in Abwesenheit von Nino Schurter als Sechster, doch auch für ihn wird das nicht mehr reichen.

Nino Schurter muss kurzfristig auf seinen Start verzichten. Magen-Darm-Probleme, die schon am Samstag begonnen habe, setzen ihn außer Gefecht.

 In der zweiten Runde spitzt sich das Rennen im Rennen zu. Mit Ralph Näf, Florian Vogel, Lukas Flückiger und Fabian Giger sind vier Schweizer unter den besten Sechs und kämpfen um die zwei verbleibenden Olympiastartplätze.

Er ist es Florian Vogel, der sich am aktivsten zeigt, dann sieht man auch einen offensiven Ralph Näf, der die Situation später als „mental sehr hart“ beschreibt. „Wir sind gesprintet um die erste Position im Singletrail“, sagt er und schüttelt den Kopf.

In der zweiten Runde setzt sich Julien Absalon ab, der Deutsche Moritz Milatz und Florian Vogel liegen zehn Sekunden dahinter, Ralph Näf, Fabian Giger und Lukas Flückiger folgen weitere zehn Sekunden später.

Flückiger muss als Erster abreißen lassen, Milatz hat Ende der nächsten Runde Defekt und fällt zurück.

Näf und Giger schließen zu Vogel auf und bevor es in der vierten von sechs Runden in den Downhill geht, gewinnt Näf den Sprint um die beste Position.

„Ich habe mich im Downhill mit meinem 29er so sicher gefühlt, die Reifen waren die Richtigen, die Luftdruck hat gestimmt“, erklärt Näf.

Tatsächlich schafft er es 20 Sekunden Rückstand auf Absalon zu neutralisieren und gemeinsam mit dem Franzosen in die letzte Runde zu gehen. „Ich hatte heute nie den Sieg im Kopf, ich wollte einfach meine Position absichern“, erklärt Näf.

Im Anstieg ist Absalon der Stärkere. Er kann sich erneut einen Vorsprung heraus fahren und rückt jetzt Kulhavy auf.

Der Tscheche ist am höchsten Punkt an Näf dran, doch der hängt ihn im Downhill wieder ab. In der letzten Runde überholt Kulhavy den Schweizer und kommt auch noch gefährlich nahe an Absalon heran, doch der Franzose sichert sich vor der großen Zuschauerkulisse seinen zweiten Saisonsieg.

Näf verwaltet den dritten Rang und holt damit wohl das Olympia-Ticket. Fabian Giger fehlen 17 Sekunden zu Florian Vogel. Dabei hat Giger in der vierten Runde einen Reifenwechsel vorzunehmen, weil eine Speiche gerissen ist und in der letzten Runde hat er noch mal einen Reifen-Defekt zu beheben.

Kein Wunder, dass Giger völlig enttäuscht ist. Dass er nicht zur Pressekonferenz kam, hat allerdings nichts damit zu tun. Giger musste zur Dopingkontrolle und in Unkenntnis der anberaumten PK geht er da gleich mit.

Florian Vogel bekennt, dass die psychische Anspannung während der Woche sehr groß gewesen ist. „Wir wussten, dass dieser Kurs gut für Fabian ist und ich habe mich auf ein hartes Rennen eingestellt. Ich wollte konstant fahren, keinen Sturz und keinen Defekt riskieren. Ich habe mit den Olympischen Spielen noch eine Rechnung offen, deshalb wollte ich unbedingt die Chance bekommen, sie zu begleichen“, sagt mit Blick auf sein Ausscheiden in Peking.

 

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