Weltrangliste: Flückiger und Lecomte führen

Neu ist, dass die Weltrangliste für die Startaufstellung von Weltmeisterschaft und der letzten beiden Weltcups 2021 doch keine Relevanz hat

 

Ursprünglich hatte der Weltradsportverband UCI als Veranstalter des Mercedes-Benz UCI Mountainbike World Cups angekündigt, mit dem heutigen Tag zur regulären Startaufstellung bei den beiden verbleibenden Weltcups in Lenzerheide / SUI (03.-05.09.) und Snowshoe (WV) / USA (17.-19.09.) sowie der Weltmeisterschaften im Val di Sole / ITA (25.-29.08.). Doch mit einer Regeländerung am 20. Juli gilt die Spezialregelung, die nur für die ersten Wettkämpfe gelten sollte, jetzt auch für den Rest der Saison 2021. Die meisten deutschen Topfahrer profitieren davon sogar.

Eigentlich sollten bei der Startaufstellung der Weltcups beim Short Race am Freitagabend die Top16 nach dem World Cup Standing aufgestellt werden, die restlichen 24 nach der aktuellen Weltrangliste. Am Sonntag werden dann die besten 24 aus dem Short Race aufgestellt, der Rest nach der aktuellen Weltrangliste (bei den U23-Fahrerer*innen erfolgt die normale Startaufstellung auf Basis der besten 23 im World Cup Standing und danach nach der Weltrangliste)

Corona-Sonderregularien verlängert
Nach den Corona-bedingten Sonderregularien für 2021 gilt statt der aktuellen Weltrangliste, in der (fast) alle Ergebnisse der letzten 12 Monate addiert werden, eine modifizierte Version: als Basis wird die Weltrangliste vom 03.03.2020 (also vor der Corona-Pandemie) verwendet, dazu kommen die Punkte aus den beiden einzigen Weltcups in Nove Mesto 2020, der Weltmeisterschaft 2020 in Leogang sowie allen Weltcups 2021 (und damit für Lenzerheide und Snowshoe nicht einmal die Weltmeisterschaft im Val di Sole). Diese spezielle Weltrangliste basiert damit hauptsächlich aus den Ergebnissen aus 2019 (!), ergänzt um die Weltcups 2020/21 und die WM 2020. Alle anderen internationalen Rennen, nationale und kontinentale Meisterschaften zählen nicht, dafür zählen Rennen aus dem Frühjahr und Sommer 2019, also Rennen, die über 2,5 Jahre her sind.

Nachteile für junge und 2019 verletzte Fahrer
Besonders für junge oder verletzte Sportler, die 2019 wenige Punkte sammeln konnten, ist das System höchst nachteilig: Olympiasieger Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), dank seiner herausragenden Ergebnisse 2020 und 2021 in der aktuellen Weltrangliste auf Rang 8 geführt, muss bei jedem Weltcup um einen Top-Startplatz kämpfen, weil er aus 2019 keine Punkte mitbringt und daher in der Corona-Rangliste auf Platz 49 geführt wird. Wobei Pidcock natürlich ein schlechtes Beispiel ist: er hat schon bei diversen Rennen und zuletzt bei Tokyo2020 gezeigt, dass er schon auf der Startgeraden bis in die vorderste Reihe vorstoßen kann. Ähnliche Probleme haben der Chilene Martin Vidaurre vom deutschen Team Lexware (56. statt 24.), der Franzose Joshua Dubau (Massi, 62. statt 28.) und der Italiener Simone Avondetto (Trek-Pirelli, 67. statt 31.) und alle die, die 2019 eine schlechte Saison gefahren sind und sich seither wieder erholt haben, zum Beispiel Ex-U23-Weltmeister Sam Gaze (NZL) oder der Israeli Shlomi Haimy. Den größten Sprung unter den Top100 machte übrigens der 20-jährige Ukrainer Hennadii Moiseiev von Rang 636 in der Corona-Rangliste auf Rang 59 in der aktuellen Ausgabe der Weltrangliste.

Deutsche Männer profitieren
Während sonst die Änderungen in den Top50 eher marginal sind, profitieren die meisten deutschen Top-Sportler sogar von dieser Lösung, hatten sie 2019 doch ein gutes Jahr: der beste Deutsche in der aktuellen Weltrangliste, der Lexware-Fahrer und Olympionike Max Brandl wird dort derzeit auf Rang 30 geführt, im Corona-Ranking ist er – auch dank der guten Weltcup-Ergebnisse der letzten Monate – auf Rang 20 zu finden. Der Deutsche Meister Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing), in seiner vermutlich letzten Saison aktuell gerade noch 73., darf regelmäßig beim Short Race starten, da ihn die Corona-Rangliste noch auf Rang 32. führt. Brandls Teamkollege Georg Egger, laut Weltrangliste als 71. immerhin drittbester Deutscher, muss als 45. in der Corona-Rangliste jedes Mal darum zittern, ob er beim Short Race starten darf, bei dem ja nur 40 Starter zugelassen sind. Der zweitbeste Deutsche, der dritte Lexware-Fahrer im Bunde, liegt in der Corona-Rangliste in etwa auf dem gleichen Platz (53.) wie in der aktuellen Weltrangliste (55.). Der Deutsche U23- und Marathon-Meister David List, ebenfalls Lexware, verliert bei der Weltcup-Startaufstellung hingegen einige Plätze durch die Corona-Rangliste: 95 in der Corona-Rangliste, 72 in der aktuellen Rangliste. Selbiges gilt auch für Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr): statt auf 92 findet man ihn in der aktuellen Weltrangliste auf Rang 84.

Auch Eibl und Brandau profitieren
Ähnliche Verwerfungen gibt es auch bei den deutschen Frauen. Wieder sind es die beiden Olympionikinnen, die von der Spezialausgabe der Weltrangliste profitieren: Ronja Eibl (Alpencin-Fenix) rangiert in der aktuellen Weltrangliste als zweitbeste Deutsche auf Rang 38, in der Corona-Ausgabe wird sie auf Rang 26 geführt. Und die Elisabeth Brandau (EBE Racing), aktuell beste Deutsche auf dem 35. Platz, kann bei der Startaufstellung im Weltcup vom 29. Platz im Corona-Ranking profitieren. Und wenn Nadine Rieder (Ghost Factory Racing) nach ihrer schweren Verletzung wieder zurückkehrt, kann sie im Weltcup und bei der Weltmeisterschaft auf Rang 55 wieder einsteigen, während sie in der aktuellen Weltrangliste wegen der fehlenden Ergebnisse 2021 auf Rang 71 abgerutscht ist. Auch Antonia Daubermann (Trek-Vaude) wird im Corona-Ranking noch auf Platz 110 geführt, in der aktuellen Weltrangliste allerdings schon auf 178.

Zwei von drei Daubermann-Frauen benachteiligt
Anders sieht es bei ihren beiden Schwestern aus: Leonie (Stevens), Deutsche Meisterin der Elite, ist in der aktuellen Weltrangliste 68., 114 Plätze besser als im Corona-Ranking. Und bei Luisa (Stevens), sind es sogar 116 Plätze zwischen Platz 100 in der aktuellen Weltrangliste und 216 in der Corona-Rangliste. Ähnlich ist die Situation bei Nina Benz (jb Brunex Superior): würde es nach der aktuellen Weltrangliste gehen, dürfte sie beim Weltcup zum Shortrace antreten und hätte die Chance, sich einen Startplatz in den ersten drei Reihen zu erkämpfen. So muss sie am Freitagabend von Platz 67 aus zusehen und sich am Sonntag mindestens in die sechste oder siebte Startreihe einreihen.

Weltrangliste: Mathias Flückiger führt
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die Spitze der aktuellen Weltrangliste: die führt bei den Männern der Weltcup-Führende Mathias Flückiger (Thömus RN, 1.874 Punkte) an, gefolgt von seinem Landsmann Nino Schurter (Scott-SRAM, 1.719 Punkte). Ihm folgen knapp zwei Franzosen: Auf Rang drei Victor Koretzky (KMC-Orbea, 1.702 P.) und  Rang 4 Weltmeister Jordan Sarrou (Specialized, 1.632 P.). Olympia-Sieger Tom Pidcock (Ineos Grenadiers, 1.203 P.) folgt wie schon erwähnt auf Platz 8. Bester Deutscher ist Max Brandl (Lexware) mit 616 Zählern auf Platz 30.

Nationen-Ranking: Frankreich und Schweiz fast gleichauf
Das Nationenranking führen die Franzosen gemeinsam mit der Schweiz an: Frankreich hat mit Koretzky, Sarrou und dem Französischen Meister Maxime Marotte 4.829 Punkte gesammelt, die Schweiz kommt mit Mathias Flückiger, Nino Schurter und Lars Forster auf 4.647 Punkte. Italien hat als drittplatzierte Nation schon einen immensen Abstand: 2.688 Punkte konnten Luca Braidot, Gerhard Kerschbaumer und Nadir Colledani einfahren. Deutschland liegt abgeschlagen auf Rang 12. mit 1.456 Zählern, die die drei Lexware-Fahrer Brandl, Egger und Schwarzbauer in den vergangenen zwölf Monaten gesammelt haben.

Loana Lecomte Beste
Bei den Frauen ist es natürlich Loana Lecomte (Massi), die mit 2.327 Punkten die Weltrangliste anführt, gefolgt von ihrer Landsfrau, der Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prevot (Absolute Absalon) mit 2.062 Punkten. Dritte – und das mag die erste Überraschung sein – ist die Australierin Rebecca „Bec“ McConnell (Primaflor Mondraker XSauce) mit 1.476 Punkten vor der besten Schweizerin: und das ist nicht Olympiasiegerin Jolanda Neff (Trek Factory Racing), die ist nämlich mit 1.201 Punkten nur Neunte. Vierte ist stattdessen Sina Frei (Specialized) mit 1.445 Punkten. Interessant ist natürlich auch der Blick nach Österreich, wo Olympionikin Laura Stigger (ebenfalls Specialized, Platz 16, 977 Punkte) auch nur Zweitbeste ist: beste Österreicherin ist nämlich in ihrem ersten U23-Jahr Mona Mitterwallner vom deutschen Team Trek-Vaude mit 1.065 Punkten. Die deutschen Sportlerinnen selbst findet man wie bei den Männern erst weiter hinten: auf Rang 35 Elisabeth Brandau (EBE, 577 Punkte), 37. ist Nina Benz (jb Brunex Superior, 537), dicht gefolgt von Ronja Eibl (38., Alpecin-Fenix, 526 Punkte).

Frankreich fast uneinholbar vorne
Und wie bei den Männern führen die französischen Frauen das Nationen-Ranking an: Loana Lecomte, Pauline Ferrand-Prevot und Lena Gerault haben zusammen 5.898 Punkte gesammelt. Die Schweizerinnen, auch hier auf Platz 2, sind da schon abgeschlagen: Sina Frei, Jolanda Neff und Linda Indergand kommen zusammen nur auf 4.003 Punkte, also fast ein Drittel weniger. Und noch deutlich weniger Punkten haben die US-Amerikanerinnen auf Rang 3: Haley Batten, Kate Courtney und Erin Huck bringen es zusammen nur auf 2.586 Punkte, also weniger als die Hälfte der führenden Französinnen. Auch hier sind die Deutschen weit abgeschlagen: Brandau, Benz und Eibl haben addiert nur 1.740 Punkte und rangieren damit exakt wie die Männer auf Rang 12. Österreich liegt mit Mitterwallner, Stigger und Altmeisterin Elisabeth Osl immerhin auf Rang 6 (2.443 Punkte).

UCI-Rankings

Corona Ranking (Excel-File)

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