Fall Moster: Auch das Lexware Mountainbike Team bezieht Stellung

Das Kirchzartener Team, mit zwei Olympioniken das erfolgreichste deutsche Mountainbike-Team bei den Olympischen Spielen in Tokyo2020, kämpft gegen „ Rassismus und Diskriminierung in der Mitte der Gesellschaft“
Patrick Moster © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Patrick Moster
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Vielleicht war neben anderen sogar Daniel Berhe gemeint, als Patrick Moster in seiner versuchten Entschuldigung nach seinen fremdenfeindlichen Beleidigungen im Rahmen des olympischen Einzelzeitfahrens am vergangenen Mittwoch davon sprach, „selbst in unserem Bekanntenkreis einige Personen [zu haben], die aus Nordafrika stammen.“ Denn Berhes Eltern stammen – ebenso wie Amanuel Ghebreigzabhier, einer der beiden Afrikaner, die vor dem Deutschen Niklas Arndt unterwegs waren und von Moster als „Kameltreiber“ betitelt wurden – aus Eritrea. Sie waren mit dem damals einjährigen Daniel und seinen Geschwistern 1980 aus dem Bürgerkriegsland nach Deutschland geflohen. Insbesondere deswegen hat Berhe Mosters Beleidigung persönlich besonders schwer getroffen. „Ich habe seit vielen Jahren professionell mit Patrick Moster zusammengearbeitet“, sagt Berhe, selbst ehemaliger Radfahrer, der 2008 in Kirchzarten das Lexware Mountainbike Team gründete, das heute eines der erfolgreichsten und professionellsten Mountainbike-Mannschaften Deutschlands ist. „Wenn der Präsident des BDR [Rudolf Scharping] in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland betont, dass Moster sich bisher niemals rassistisch geäußert habe, ist das ein schwacher Trost“, betont Berhe. Vielmehr zeige es, dass Rassismus und Diskriminierung nach wie vor in der Mitte der Gesellschaft existieren.

Daniel Berhe © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Daniel Berhe
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

„Die integrative Kraft des Sports wird von Verbandsfunktionären gerne angeführt, wenn es um die Bereitstellung öffentlicher Fördermittel geht“, heißt es in einer Pressemitteilung des Teams. Und gerade Berhe selbst ist ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Der 42-Jährige hat Soziale Arbeit studiert und lange in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Heute verdient er seine Brötchen mit Ski- und Mountainbike-Schulen im Schwarzwald. Umso schwerer wiege das Verhalten der obersten Verbandsfunktionäre im aktuellen Fall, sowohl vom DOSB als auch von Seiten des BDR. Deswegen sei die späte Suspendierung Mosters durch den DOSB richtig und könnte dem BDR durchaus als Vorbild dienen.

Im Kampf gegen Diskriminierung hätten solche Maßnahmen aber wohl bestenfalls Signalwirkung. Toleranz und Fairness lassen sich nach Auffassung von Berhe nicht „von oben“ verordnen. Vielversprechender sei für ihn der unermüdliche Einsatz im Kleinen, an der Basis. Sein Ziel sei es, im Leistungssport (Lexware) und auch im Breitensport (SV Kirchzarten) ein Vorbild zu geben und für Diskriminierung im Alltag sensibilisieren. Was zählt, „ist nicht politische Korrektheit, sondern das Leben der olympischen Ideale.“

V.l.n.r.: Peter Schaupp, Bundestrainer Patrick Moster, Sportdirektor Ja, Schlichenmaier, Vizepräsident Jugend Georg Schmitz, Beauftragter MTB XCO © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
V.l.n.r.:
Peter Schaupp, Bundestrainer
Patrick Moster, Sportdirektor
Ja, Schlichenmaier, Vizepräsident Jugend
Georg Schmitz, Beauftragter MTB XCO
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