WM Lenzerheide: Auf die Wattwerte und dann über Kreuz geguckt
Interview mit Junioren-Silbermedaillengewinner Leon Reinhard Kaiser
Drei Jahre nach Max Brandl hat mit Leon Reinhard Kaiser wieder ein deutscher Junior bei der WM eine Silbermedaille gewonnen. Der Monheimer schrammte nur um zwei Sekunden an Gold vorbei. In einem kleinen Interview lässt er sein spannendes Rennen noch mal Revue passieren und ordnet es für sich selber ein.
Leon, Glückwunsch zur zweiten Silbermedaille. Ärgerst Du Dich, dass es nicht Gold geworden ist?
Zwei Sekunden zum Regenbogen-Trikot, das ist natürlich knapp. Ich hätte es schon gerne gehabt. Aber auf der anderen Seite, kann ich es gar nicht glauben, was hier passiert ist. Zwei Silbermedaillen bei der WM innerhalb von 24 Stunden, das habe ich noch nicht verarbeitet. Das braucht Zeit.
Wie hast Du denn die Belastung vom Team Relay verkraftet?
Ich habe schlecht geschlafen und heute Morgen hatte ich kein so gutes Gefühl. Als ich gehört habe, dass wir sechs Runden fahren, habe ich mich entschieden nicht schnell zu starten.
Du warst dann aber trotzdem nach der ersten Abfahrt vorne.
Ich bin sehr gut weg gekommen, war Zweiter und vor mir ist dann der Australier gestürzt, so dass ich vorne war. Alles lief perfekt. Als Mathis (Azzaro) an mir vorbei ging, dachte ich: oh, der geht ab. Das war mir zu schnell und ich habe mich entschieden ruhig zu bleiben.
Es sah aus, als ob Du fast stoisch an einen Plan festgehalten hast.
Ja, ich glaube, ich habe noch nie so oft auf meine Wattwerte geschaut, um ja nicht zu überziehen. Das hat sehr gut funktioniert. Die Schweizer sind dann näher gekommen und irgendwann hörte ich, dass Mathis Probleme hat. Das war zusätzliche Motivation.
Die beiden Schweizer kamen dann auch näher.
Ja, da habe ich zwischenzeitlich auch mal Angst gehabt, dass ich vielleicht nur Vierter werde. Dass Loris Plattfuß hatte, habe ich gar nicht mitbekommen. Als wir dann zu dritt in die letzte Runde sind, wusste ich, dass die Medaille relativ sicher ist.
Dann bist Du mit Alexandre Balmer auf Mathis Azzaro aufgefahren.
Ich habe dann im Anstieg attackiert und eine Lücke gerissen. Alexandre hat die in der nächsten technischen Passage wieder geschlossen. Ich muss sagen, dass ich da vielleicht auch über mein Limit gegangen bin. Ich habe da schon ein wenig über Kreuz geguckt.
Zweimal Vize-Weltmeister, hast Du vor der Saison an so was gedacht?
Nein, deswegen ist es ja so besonders. Ich habe dieses Jahr Abitur gemacht und war auch da mit meiner 1,7 sehr zufrieden. So ein Jahr konnte ich nicht erwarten.
Und wie geht’s nach dem Abi für Dich weiter?
Ich werde an der RWTH Aachen Maschinenbau studieren, aber weiter für das Team Bulls fahren. Dem Team bin ich auch sehr dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben. Das sind coole Jungs, es macht total Spaß mit denen. Ich bin froh, dass ich in den nächsten Jahren vom Team unterstützt werde.