WM Lenzerheide: Leon Kaiser holt Junioren-Silber
Junioren: Alexandre Balmer nach hartem Kampf zu Gold
Bei den Mountainbike-Weltmeisterschaften in Lenzerheide, Schweiz, hat es im Rennen der Junioren die zweite Silbermedaille für den Bund Deutscher Radfahrer gegeben. Leon Kaiser aus Monheim belegte Rang zwei, zwei Sekunden hinter dem Schweizer Favoriten Alexandre Balmer (1:13:45). Bronze ging an den Franzosen Mathis Azzaro (+1:13). Stark fuhr auch Moritz Schäb aus Schotten als Fünfter (+1:53).
Leon Kaiser lieferte vor mehreren tausend Zuschauern an der Rothorn-Bahn eine großartige Vorstellung ab. Der Deutsche Meister und EM-Dritte übernahm am ersten Anstieg die Spitze, ließ sich dann vom Franzosen Mathis Azzaro ablösen, hielt sich aber an der zweiten Position. Azzaro investierte viel, vergrößerte seinen Vorsprung auf über 40 Sekunden.
Doch das schien er bezahlen zu müssen. Azzaro stürzte. Er verlor zwar nur zehn Sekunden, doch ab da schmolz sein Vorsprung dahin. Leon Kaiser kam immer näher, doch sechs bis zwölf Sekunden hinter ihm lagen die Schweizer Loris Rouiller und Alexandre Balmer in Schlagdistanz.
In der vierten von sechs Runden erleidet Rouiller Defekt und auf den nächsten 4,2 Kilometern schließen Kaiser und Balmer zu Azzaro auf. Balmer hatte einen schlechten Start und seine Ambitionen auf Gold schon abgehakt.
So gehen sie in den längsten Anstieg hinein. Dort greift Kaiser an, reißt eine Lücke von fünf Sekunden auf Balmer, die der Schweizer aber wieder schließen kann. Azzaro verliert jedoch den Anschluss, so dass es zum Duell um Gold kommt.
Leon Kaiser attackiert, doch Balmer bleibt dran. Vielleicht 500 Meter vor dem Ziel geht der Schweizer an Kaiser vorbei und lässt sich unter dem großen Jubel des Publikums die Führung nicht mehr abjagen.
Auf die Wattwerte geschaut
Leon Kaiser jubelt über sein zweites Edelmetall nach dem mit dem Team: „Vielleicht war Alexandre ein wenig glücklicher, aber ich bin super happy über Silber. Ich weiß nicht was hier abgeht“, sagt Kaiser. „Ich habe attackiert, aber Alexandre ist zurückgekommen.“
Kaiser war als Zweiter „hinter einem Australier“ in den ersten Downhill gegangen, doch der war dann gestürzt, so dass der EM-Dritte plötzlich in Führung lag. Als Azzaro an ihm vorbei pfiff, hätte er sich entschieden, im Blick auf die Distanz, lieber bei seinem Tempo zu bleiben. „Ich habe noch nie so häufig auf meine Wattwerte geschaut“, gestand Kaiser.
„Ich habe ein bisschen darauf gehofft, dass Mathis eingehen würde“, so der Abiturient. „Gleichzeitig habe ich auch Befürchtungen gehabt, dass ich als Vierter leer ausgehen könnte, nachdem die Schweizer von hinten kamen.“
Doch seine kontrollierte Fahrt sollte sich auszahlen, wenn auch „nur“ mit Silber. „Ich habe einen Moment nicht aufgepasst und hatte dann keine Power mehr zu reagieren. Aber es ist unglaublich, zuerst EM-Bronze und dann zwei Silbermedaillen bei der WM.“
Moritz Schäb mit fabelhafter Aufholjagd
Moritz Schäb hat einen schlechten Start erwischt, lag nach einer Runde nur an 29. Position. „Da war alles so eng, es gab stürze, es war ein Kampf und immer wieder hat’s gekracht“, berichtete er.
Doch der Hesse verlor nicht die Nerven, sondern fuhr eine fabelhafte Aufholjagd, bei der Schäb die letzten drei Runden medaillenverdächtige Rundenzeiten produzierte.
„Echt geil, es hat alles geklappt, ich bin super happy“, kommentierte Schäb. „Starten sollte ich vielleicht noch lernen“, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
Dann würde er an solchen Tagen auch in Medaillenregionen kommen. Auf Platz drei von Azzaro fehlten 40 Sekunden, 1:36 Minuten hatte er nach einer Runde bereits Rückstand auf den Bronze-Medaillengewinner.
Bundestrainer Schäfer: Noch drei, die stark gefahren sind
Als Schäb im Ziel und von allen Seiten, inklusive Fanclub vom TGV Schotten, beglückwünscht war, meinte Bundestrainer Marc Schäfer: „Da kommen noch drei, die eine sehr stark gefahren sind.“
Auch Benedikt Fritz (E-Racers) bot eine bemerkenswerte Leistung. Nach seinem Armbruch vor der Deutschen Meisterschaft im Juli, fehlten dem Augsburger Trainingswochen. „Ich bin ohne Erwartungen in das Rennen rein gegangen und am Anfang lief es auch nicht optimal“, erklärte Fritz. Siehe oben. „Aber dann lief es immer besser und am Teer-Anstieg konnte ich immer mein Tempo fahren.“
Von Rang 32 ging es langsam nach vorne und als er an 20. Stelle angekommen war, hatte Fritz das Gefühl: „das ist mein Bereich.“ Dort kam er dann auch ins Ziel (+5:16).
Hemmerling erst über den Lenker und dann nach vorn
Auf Rang 21 landete Lars Hemmerling (+5:40). Der hatte mit Benedikt Fritz in der ersten Abfahrt praktisch das letzte Mal Kontakt. Fritz sah den Saarländer vom Lexware-Team über den Lenker fliegen. „Mir hat’s das Vorderrad verdreht“, erklärte Hemmerling ziemlich enttäuscht über den Verlauf seiner ersten WM.
Der Sattel war verrutscht, der Lenker verdreht, die Schaltung etwas verbogen und Hemmerling musste das Rennen jenseits von Platz 50 noch mal beginnen. Allerdings blieb der Sattel ein Problem, weil er nicht in der richtigen Position war. Das verursachte auch Rückenschmerzen.
Dennoch zeigte der DM-Dritte, was in ihm steckt. Als 44. kam er aus der ersten Runde und ließ sich nicht mehr aufhalten. In der vorletzten Runde produzierte er noch eine Top-Ten-Rundenzeit (7.) und verwies schließlich den Belgier Clement Horny auf Rang 22.
„Es ist ärgerlich, die Beine wären wieder echt gut gewesen“, schüttelte Hemmerling den Kopf.
Dann darf man noch den jüngsten BDR-Vertreter nicht vergessen. Markus Eydt fuhr von einer Startposition ganz hinten noch auf den 45. Rang (+8:29). Kontinuierlich verbesserte sich der Stevens-Biker, weshalb ihn Bundestrainer Schäfer auch in seinen Kommentar mit einschloss. „Das war ein super Rennen von Markus. Von der Startposition war mehr nicht drin“, urteilte Marc Schäfer.