WM Mont Sainte Anne: Vlad Dascalu eine Klasse für sich

U23 Herren: Rumänischer Sieg vor Colombo und Albin – Brandl kämpft sich auf Rang fünf

Bei den MTB-Weltmeisterschaften in Kanada hat der deutsche Meister Max Brandl im U23-Rennen Rang fünf belegt. Mit 2:35 Minuten Rückstand auf den Rumänen Vlad Dascalu (1:19:50) verfehlt er den Bronze-Rang um 29 Sekunden. Die Schweizer Filippo Colombo (+1:57) und Vital Albin (+2:06) holen die weiteren Medaillen.

 

Nach einem guten Start übernimmt Brandl in der ersten von sechs Runden die Regie und führt das Feld an. „In der ersten Runde ging es sehr gut“, erzählt er später, um dann gleich zu erklären, warum er irgendwann nur noch an zwölfter Position unterwegs war: „Dann hat der Rücken zugemacht.“

Sobald ganz intensive Anstrengung verlangt war, konnte Brandl nicht mehr mitspielen. „Ich habe jede Runde Wasser auf den Rücken geleert“, erläutert er seine Maßnahme. Allerdings verpufft der Effekt jeweils relativ schnell wieder.

In der vorletzten Runde scheint es dann aber plötzlich wieder besser zu gehen. „Da wird dann halt nicht mehr so explosiv gefahren“, erklärt Brandl.

In der Schlussrunde fällt die Kette runter

Er kommt der Verfolgergruppe vor ihm wieder näher, schließt auf und schluckt einen Fahrer nach dem anderen. In die Karten spielt ihm auch, dass der Däne Simon Andreassen an zweiter Stelle liegend in der Schlussrunde einen Reifendefekt erleidet, doch Brandl hat auf den letzten 4,1 Kilometern auch noch ein Problem. Er hat den Kanadier Sean Fincham und den Schweizer Alexandre Balmer bereits abgehängt, als ihm 2,5 Kilometer vor dem Ziel die Kette runter fällt.

Das passiert etwa 200 Meter vor der Technischen Zone, aber er entscheidet, sie selbst aufzulegen. „Ich weiß, wie ich die wieder drauf kriege und dachte: Ruhe bewahren, das Ding drauf und weiter.“

 Brandl_Dascalu_Colombo_Culllell_Andreassen_mitte_WM19_MSA_U23-Men_by-Goller
Max Brandl: Am Anfang lief es super, dann…Erhard Goller

Trotz dieses Zeitverlusts von 15 bis 20 Sekunden verbucht er auf der Schlussrunde, gemeinsam mit Sieger Dascalu die beste Zeit. Damit schiebt er sich noch auf Rang fünf, 16 Sekunden hinter seinem chilenischen Lexware-Teamkollegen Martin Vidaurre Kossmann.

Brandl hebt die Faust und freut sich über seine Leistung. „Ich kann unter den Bedingungen echt zufrieden sein, im Moment bin ich aber zu kaputt, um große Emotionen zu zeigen“, gibt er noch zu Protokoll.

Kaiser: Rang 16 ist echt geil

Zweitbester Deutscher ist Leon Kaiser (Monheim). Der Junioren-WM-Zweite von 2018 wird bei seiner ersten U23-WM 16. (+4:45).

Er fährt bis zur dritten Runde hinter seinem Rivalen vom vergangenen Jahr, Alexandre Balmer, kann den Schweizer dann aber nicht mehr halten. „Ich habe den Anschluss verloren und bin dann mein Tempo gefahren“, erklärt Kaiser, der einen guten Start erwischt hat und rasch unter den besten 20 zu finden ist.

 Leon-Kaiser_WM19_MSA_U23-Men_by-Goller-1
Leon Kaiser (hinten): Mein Tempo gefahren ©Erhard Goller

„Ich habe gemerkt, das sich die Abfahrten schnell runter komme, aber in der letzten Runde ging es nur noch ums Überleben“, so Kaiser.

Die 16. Position kann er aber verteidigen und fährt so ein Resultat ein, mit dem er nicht gerechnet hat. „Nach dem Ergebnis in Lenzerheide hatte ich Selbstvertrauen, mein Ziel waren die Top 25. Rang 16 ist echt geil“, freute er sich.

List, Schehl und Schäb auf den Plätzen 26, 28 und 32

Der nächste Deutsche war David List auf Platz 26 (+7:21). „Da kann man schon einen Haken dran machen. Nach der Knie-Verletzung und der Krankheit war die Vorbereitung nicht optimal. In den Aufstiegen habe ich Fehler gemacht, die sich summieren. Rang 26 ist keine totale Katastrophe, aber auch nichts Überragendes“, bewertete der Friedrichshafener sein Ergebnis.

 Niklas-Schehl_Mitte_WM19_MSA_U23-Men_by-Goller
Es lief „zäh“ bei Niklas Schehl (mitte) ©Erhard Goller

Niklas Schehl (Braunsbach) wurde 28. (+8:05). „Ich war einfach nicht frisch und es lief ziemlich zäh“, bekannte der Deutsche U23-Vizemeister.

Moritz Schäb (Schotten) machte aus seiner hinteren Startposition als 32. (+9:31) sehr viel. Bis zur letzten Runde hatte er sich in die besten 30 gefahren. Er lag etwa zehn Sekunden hinter Schehl, doch dann stürzte er im berüchtigten Streckenteil „La Beatrice“, das auch einigen Favoriten zum Verhängnis wurde. „Das war ein Fahrfehler zu viel, aber die Form stimmt“, zeigte sich der Hesse nicht unzufrieden.

Rumänische Premiere und Defekte, die das Rennen turbulent machen

Vlad Dascalu, vierfacher U23-Weltcupsieger in dieser Saison und U23-Europameister, ist eine Klasse für sich. Der seit zwölf Jahren in Spanien lebende Dascalu holt den ersten Weltmeistertitel für einen rumänischen Mountainbiker, nachdem er bereits auf und davon fährt. Der Spanier Jofre Cullell hat angegriffen, Dascalu geht mit und der Iberer stürzt hinter ihm. „Ich habe das gar nicht gemerkt, auf einmal war ich alleine“, so Dascalu.

 Vlad-Dascalu_Simon-Andreassen_Christopher-Blevins_WM19_MSA_U23-Men_by-Goller
Erster rumänischer MTB-Weltmeister: Vlad Dascalu, hier vor Simon Andreassen und Christopher Blevins, die beide mit Plattfüßen bessere Platzierungen einbüßten ©Erhard Goller

Filippo Colombo führt erst die Verfolgergruppe an, doch dann setzt sich erst mal der Vorjahres-WM-Zweite Christopher Blevins an die zweite Stelle, während von hinten Vital Albin immer näher kommt.

Erst wird Colombo eingeholt, dann auch Blevins. Jetzt ist es der Däne Simon Andreassen, der die Gruppe sprengt. Vital Albin ist in der Lage mitzugehen, während Colombo durch einen Hinterrad-Defekt zurückfällt. Er verliert nicht die komplette Luft und kann noch halbwegs weiter fahren. Er fällt aber auf Rang acht zurück und scheint die Chancen auf eine Medaille einzubüßen.

 Albin_Blevins_Colombo_Andreassen_WM19_MSA_U23-Men_by-Goller
Vital Albin, Christopher Blevins, Filippo Colombo und Simon Andreassen ©Erhard Goller

In der vorletzten von sechs Runden erwischt es Vital Albin. Er erleidet Vorderrad-Defekt und verliert den Kontakt zu Andreassen.

Er hat das Glück, dass die Technische Zone nicht weit ist, so dass er nur eine halbe Minute einbüßt und er an dritter Stelle, zehn Sekunden vor Teamkollege Colombo das Rennen wieder aufnehmen kann, der Rundenbestzeit eine Verfolgergruppe hinter sich gelassen hat.

Damit noch nicht genug der dramatischen Wendungen. Colombo kann zu Albin auffahren und ist Dritter, als vor ihm Simon Andreassen in der technischen Abfahrt „La Beatrice“ einen Hinterrad-Defekt erleidet. Im folgenden Anstieg zum „Zig Zag“ fährt Colombo am zweifachen Junioren-Weltmeister vorbei. Auch Albin kann den chancenlosen Konkurrenten überholen.

Ergebnisse

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com