Cyclo Cross: Deutsche Meisterin Brandau wird Zwölfte bei der Weltmeisterschaft

Marathon-Talent Pascal Toemke landet auf dem 33. Platz. Mit MTB-Olympiasieger Tom Pidcock siegt ebenso ein Allrounder wie der Schweizer Junior Jan Christen, dessen Ziel die XCO-EM und -WM sind

Es war eine beeindruckende Aufholjagd, die die Deutsche Cross-Meisterin Elisabeth Brandau bei den Cyclo-Cross-Weltmeisterschaften am Samstag im Fayetteville im US-amerikanischen Bundesstaat Arkansas zeigte: aus der vorletzten Startreihe gestartet und zunächst ganz am Ende des kleinen, nur 30-köpfigen Feldes, kämpfte sich das radsportliche Allroundtalent auf Rang 12 vor. „Sie hat heute eine starke Leistung abgeliefert,“ urteilte denn auch Bundestrainer Wolfgang Ruser über die Leistung von Brandau.

Lisa Brandau wird in Luckenwalde Deutsche Meisterin 2022 © Armin M. Küstenbrück
Lisa Brandau wird in Luckenwalde Deutsche Meisterin 2022
© Armin M. Küstenbrück

Brandau: Von ganz hinten auf Platz 12
Dabei sah es am Anfang gar nicht gut aus für die zweitälteste Fahrerin im Feld (lediglich die Südtirolerin Eva Lechner, wie Brandau eine absolute Allrounderin auf dem Rad, sie war schon Italienische Meisterin auf dem Mountainbike, im Querfeldein und auf der Straße, ist ein halbes Jahr älter, aber beide haben das Geburtsjahr 1985, werden also dieses Jahr noch 37 Jahre alt). Denn nach einem schwachen Start musste sich Brandau als Allerletzte einreihen und es sah zunächst nicht so aus, als könnte die aktuell 48. der Weltrangliste und Neunte der WM 2021 an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Erinnerungen an die Olympischen Spiele in Tokio im vergangenen Sommer wurden wach, wo Brandau im Mountainbike-Rennen sogar überrundet worden war. Und auch die internationalen Ergebnisse aus diesem Cross-Winter sprachen keineswegs dafür, dass die zweifache Mutter aus Schönaich eine aus deutscher Sicht erfreuliche Platzierung einfahren könnte: Bei den drei Weltcups, in denen sie zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar am Start stand, konnte sie jeweils nur Plätze zwischen Rang 30 und 40 belegen. Doch auf dem schnellen, staubtrockenen Kurs in Fayetteville fand sie dann doch noch ins Rennen und macht Runde um Runde Plätze gut. Am Ende der ersten von sieben Runden lag sie schon auf Platz 22, nach fünf Runden hatte sie den zwölften Platz erreicht. „Mein Start war nicht optimal, aber ich bin von Runde zu Runde immer besser in Schwung gekommen“, sagte Brandau nach dem Rennen. Weltmeisterin wurde wie schon 2011, 2012, 2013 und 2014 die Niederländerin Marianne Vos. Die oben erwähnte Eva Lechner wurde 2022 übrigens 14.

Viele Mountainbikerinnen am Start
Brandau und Lechner waren nicht die einzigen, die man aus dem Mountainbike-Weltcup kennt: die dunkelhäutige Niederländerin Ceylin del Carmen Alvarado verpasste als Vierte knapp einen Medaillenplatz, die beiden französischen Schwestern Helene und Perrine Clauzel wurden 8. bzw. 16., und die junge Ungarin Kata Blanka Vas 17. . Letztere hätte auch in der U23-Klasse starten dürfen, denn sie ist erst zwanzig Jahre alt, sie hatte sich aber freiwillig für die Elite-Klasse entschieden.

Pascal Tömke © Armin M. Küstenbrück
Pascal Tömke
© Armin M. Küstenbrück

Pascal Tömke
Der Deutsche U23-Meister im Querfeldein Pascal Tömke vom Team Schamel, unter Wolfram Kurschat groß geworden, und auch immer wieder erfolgreich bei Cross-Country- und vor allem Marathon-Rennen zu Gast, erreichte in Fayetteville im Rennen der U23 den 33. Platz.

Tom Pidcock siegt beim Swiss Bike Cup in Leukerbad / SUI © Armin M. Küstenbrück
Tom Pidcock siegt beim Swiss Bike Cup in Leukerbad / SUI
© Armin M. Küstenbrück

MTB-Olympiasieger wird Cross-Weltmeister
Der einzige deutsche Starter in der Klasse der Elite, Marcel Meisen (Stevens), belegte den in dem schnellen Rennen den 18. Platz. Weltmeister wurde der Olympiasieger der Mountainbiker, der Brite Tom Pidcock, der zur Rennhälfte die belgische Phalanx, den Niederländer Lars van der Haar und den Franzosen Clement Venturini förmlich stehen ließ und so den ersten britischen Weltmeistertitel in dieser Radsportdisziplin feiern konnte. Auch er ist wie viele andere Top-Fahrer im Cyclo-Cross auch ein Allrounder. Sein vermeintlich ärgster Konkurrent um die WM-Krone, der Niederländer Mathieu van der Poel, hatte bereits Anfang Januar verkündet, nicht an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Als Grund wurden unter anderem Rückenprobleme angegeben, nicht zuletzt wegen seines kapitalen Sturzes bei den Olympischen Spielen.

Von ihm wird man wohl noch öfter hören: Jan Christen, hier bei seinem Sieg bei der Schweizermeisterschaft XCO in Gstaad © Armin M. Küstenbrück
Von ihm wird man wohl noch öfter hören: Jan Christen, hier bei seinem Sieg bei der Schweizermeisterschaft XCO in Gstaad
© Armin M. Küstenbrück

Ein Schweizer Junior lässt aufhorchen
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf das Rennen der Junioren, dem vielleicht spannendsten Rennen dieser Cross-Weltmeisterschaften in den USA. Es wurde von einem Schweizer dominiert, den man wohl in Zukunft auch bei den Mountainbikern auf der Rechnung haben muss, wenn sein Name in den Startlisten auftaucht: Jan Christen, amtierender Schweizermeister der Junioren auf dem Mountainbike, im Straßen-Zeitfahren, auf dem Cross-Rad und sogar auf der Bahn. Wie uns sein Trainer Bruno Diethelm verriet, will Christen neben Mountainbike-Rennen in der Schweiz auch die Europameisterschaften (für die Junioren in Anadia / POR) und Weltmeisterschaften in Les Gets / FRA bestreiten. Da werden sich einige warm anziehen müssen, wenn sich der junge Aargauer weiter so entwickelt. Christen war in der dritten Runde in einen Sturz verwickelt, als vor ihm einer der Titelaspiranten, der Niederländer David Haverdings, in einer der schnellen Abfahrten stürzte. Christen konnte nicht mehr ausweichen und ging ebenfalls über den Lenker. Doch er saß sofort wieder auf dem Rad, verlor nur wenige Sekunden und sprintete der Spitzengruppe hinterher. Eine Runde später hatte er sich wieder an die Spitze gesetzt und begann, mit seinen beiden verbliebenen Konkurrenten um die Medaillenplätze zu spielen. So setzte er an einer Welle nach einer steilen Abfahrt in Führung liegend immer wieder zum Table Top an, während die anderen Mühe hatten, dem 17-Jährigen zu folgen. Eine Runde vor Schluss wollte Christen dann eigentlich mit einer beherzten Attacke auf der Zielgerade eine Vorentscheidung suchen, doch er rutschte aus dem Pedal und wäre fast mit voller Wucht in die Absperrungen gekracht. Also sortierte er sich wieder hinter seinen beiden Mitstreitern ein. Am Ende lief es dann auf einen Sprint hinaus, den Christen geschickt von hinten begann, aus dem Windschatten heraus anfuhr und dann an dem Führenden Aaron Dockx mit hoher Geschwindigkeit vorbeischoss. „Dieser Sieg fühlt sich unglaublich an. Ich bin froh, dass es nun einmal aufgegangen ist“, sagte Jan Christen nach dem Rennen: „Dieser Erfolg macht definitiv Lust auf mehr. Ich freue mich, bald wieder auf der Strasse und im Mountainbike anzugreifen. Ich freue mich jedoch auch, dass es mir nun im Radquer gelungen ist. Es ist wichtig für unseren Sport und vor allem für den Nachwuchs, dass die Jungen sehen, dass man es auch als Schweizer ganz nach vorne schaffen kann.“

Der einzige deutsche Starter bei den Junioren, der Hannoveraner Silas Kuschla, wurde 22. von 33 Startern.

Ergebnisse

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