WM Leogang: Sarrou beendet die Ära-Schurter

Der Franzose gewinnt nahezu ungefährdet seinen ersten Weltmeistertitel – Brandl wird Zwölfter

Jordan Sarrou ist der Überraschungsweltmeister der Herren im Jahr 2020. In einem über weite Strecken sehr dominanten Rennen triumphierte der Franzose vor dem Schweizer Mathias Flückiger und seinem Landsmann Titouan Carod. Die großen Favoriten Nino Schurter und Henrique Avancini kamen mit den matschigen Bedingungen in Leogang nicht sonderlich gut zurecht und landeten abgeschlagen auf den Plätzen neun und zehn. Erfreulich aus deutscher Sicht: Max Brandl bestätigte seine großartige Form und schrammte als Zwölftplatzierter nur knapp an den Top Ten vorbei, Julian Schelb jagte von Startposition 67 auf den 24. Rang vor.

Der selektive Kurs in Leogang mit steilen Anstiegen und schwierigen Abfahrten, der insbesondere durch Regenfälle in den letzten Tagen noch schwerer als zunächst angenommen zu befahren war, sorgte im Feld der Herren für eine frühzeitige Selektion. Vom Start weg war es der Niederländer Milan Vader, der sich an die Spitze setzte und das Tempo bestimmte. Einzig der spätere Sieger Jordan Sarrou blieb auf den ersten Metern in Schlagdistanz und konnte in der ersten von sechs zu fahrenden Runden die Lücke zu Vader schließen. Während Vader seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen musste und im Folgenden durch mehrere Stürze seinen Rhythmus verlor, startete Sarrou an der Spitze eine beeindruckende Soloflucht. Ohne Mühe hielt er sich schadlos an der Spitze und baute seinen Vorsprung auf die nächsten Verfolger bis zur Rennhälfte auf 1:10 Minuten aus. Letztlich ungefährdet feierte der Franzose seinen ersten Weltmeistertitel in der Eliteklasse und bescherte damit dem französischen Team am letzten Tag der XC-Weltmeisterschaften 2020 die dritte Goldmedaille.

Hinter Sarrou entbrannte ein packender Kampf um die Silbermedaille: Im Verlauf des Rennens etablierte sich eine größere Verfolgergruppe um die späteren Medaillengewinner Flückiger und Carod. Unter anderem auch der Sieger des zweiten XC-Rennens in Nove Mesto aus der vergangenen Woche, Henrique Avancini, lag lange Zeit aussichtsreich in dieser Gruppe und schien in der Lage zu sein in den Kampf um Medaillen eingreifen zu können. Doch nicht Avancini war es, sondern vielmehr Mathias Flückiger, der immer wieder durch Tempoverschärfungen am Berg die Konkurrenten unter Druck setzte. So blieb im Kampf um die Silbermedaille bis zuletzt der Franzose Titouan Carod an seinem Hinterrad: Erst im letzten Anstieg vor dem Ziel gelang es Flückiger seinen Kontrahenten entscheidend zu distanzieren. Hinter Flückiger auf Rang zwei und Carod auf Platz drei landeten der Italiener Luca Braidot und der Tscheche Ondrej Cink auf der Position vier und fünf. Cink überholte dabei im Zielsprint noch den Franzosen Maxime Marotte, der auf den letzten Metern einen Plattfuß zu beklagen hatte.

Titelverteidiger Nino Schurter war von Beginn an im Hintertreffen und schien das gesamte Rennen über seine komplette Leistungsfähigkeit nicht abrufen zu können. Die kalten und matschigen Bedingungen sorgten in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen beim Dominator der vergangenen Jahre. Über weite Strecke des Rennens an der Seite von Schurter unterwegs, zeigte der deutsche Meister Max Brandl in seinem ersten Weltmeisterschaftsrennen in der Eliteklasse einen couragierten Auftritt. Knapp an einer Platzierung unter den ersten Zehn gescheitert, unterstrich Brandl mit dem 12. Rang, dass er ohne Frage in der Weltspitze angekommen ist. Die weiteren deutschen Starter Julian Schelb, Luca Schwarzbauer und Georg Egger landeten auf den Positionen 24, 52 und 56. Manuel Fumic war im Vorfeld des Rennens aus Leogang abgereist. Der Kirchheimer scheint nach seinem heftigen Sturz in der Corona-bedingten Rennpause noch nicht zu alter Stärke zurückgefunden zu haben und verzichtete daher auf einen Start in Leogang.

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