Weltcup Albstadt: Kate Courtney und eine Kopiervorlage

Der Weltmeisterin fehlt noch der Weltcupsieg – Brandau sieht sich in den Top 15

Die Damen boten dem Publikum in der Saison 2018 eine tolle Show, vor allem beim Finale in La Bresse. In Albstadt kann man sich jedenfalls auf einen knackigen Weltcup-Auftakt freuen, in dem Kate Courtney, Annika Langvad, Jolanda Neff, Emily Batty zu den Favoritinnen gehören. Die Vorjahres-Fünfte Elisabeth Brandau hofft auf ein Top-15-Resultat.

 

Eine Weltmeisterin, die noch kein Weltcup-Rennen gewonnen hat. Der WM-Titel für Kate Courtney im vergangenen September kam überraschend. Auch deshalb weil sie vorher keinen Cross-Country-Weltcup gewonnen, ja nicht einmal unter den besten Fünf ins Ziel kam. Nur einmal war sie Dritte im Short Track.

2018 war ihr erstes Jahr in der Elite, deshalb musste man auch nicht mit Podiumsplätzen rechnen. Allerdings sah man sie in der ersten Hälfte der Weltcup-Rennen häufig in den vorderen Positionen.

Courtney wurde in Lenzerheide also Weltmeisterin ohne vorher in der Elite ein Weltcup-Rennen gewonnen haben (fünf Mal gewann sie in der U23).

Einen Weltmeister ohne vorherigen Weltcupsieg, das gab es auch schon vorher. Hubert Pallhuber, zum Beispiel, wurde 1997 Weltmeister und gewann 1998 seinen einzigen Weltcup.

Und Kate Courtney hat in ihrem neuen Team Scott-Sram gleichsam eine Kopiervorlage. Nino Schurter wurde 2009 in Canberra Weltmeister, bevor er ein gutes halbes Jahr später im Dalby Forest, Großbritannien, seinen ersten Weltcupsieg landete. Dass sie gut in Form ist, hat sie mit ihrem Sieg in Solothurn bewiesen.

Die 23-jährige US-Amerikanerin könnte also in den Spuren von Nino Schurter wandeln. In Albstadt gehört sie in ihrem Regenbogen-Jersey sicherlich zu den Podest-Kandidatinnen, doch vermutlich werden die meisten Experten ihre Ex-Teamkollegin Annika Langvad (Specialized Racing) höher handeln.

Revanche für die WM? Auf jeden Fall eine Langvad-Strecke

Vize-Weltmeisterin und Marathon-Weltmeisterin Annika Langvad hat im März das Cape Epic mit dem fünften Sieg beendet, ein äußerst starkes Frühjahr auf der Straße hingelegt, zwischendrin auch noch beide Rennen der Sea Otter Classic in den USA gewonnen.

Die Strecke in Albstadt müsste ihr entgegen kommen, zumindest so lange es trocken bleibt.  Durch die Präparierungen, die aus Sicherheitsgründen vorgenommen wurden, ist der Kurs sicher technisch eher ein wenig leichter geworden.

Langvad könnte Revanche nehmen, sofern ein solches Ansinnen überhaupt relevant ist, schließlich hat ihr Courtney in Lenzerheide in der Schlussrunde den Titel noch weg geschnappt.

Europameister Jolanda Neff (Trek Factory Racing) Europameisterin Jolanda Neff, die mit ihren erst 26 Jahren bereits die erfolgreichste Schweizerin der Weltcup-Geschichte ist (12 Siege, drei Gesamtsiege) sagt, sie sei dieses Jahr „bewusst“ noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Form angekommen. „Ich will mich zur WM hin noch steigern können“, sagt sie.

Aber natürlich wolle sie beim Auftakt schon konkurrenzfähig sein.

 

Mit dem vielleicht aufregendsten Rennen der Weltcup-Geschichte verabschiedeten sich vergangenes Jahr die Damen im französischen La Bresse aus der Saison. Turbulent, packend, Nerven aufreibend, ein Wechselbad der Gefühle, in dem es nicht nur um den Tages-, sondern auch um den Gesamtsieg ging.

Jolanda Neff hatte die Nase vorne, ein paar Sekunden vor der Kanadierin Emily Batty (Trek Factory Racing) und Annika Langvad. Dahinter folgte Pauline Ferrand Prevot (Canyon-Sram) aus Frankreich. Ein sehenswertes Video, das die Saison und speziell dieses Rennen beleuchtet, gibt es hier.

 

Ferrand Prevot noch nicht fit genug

Wenn man diese vier Damen zu Favoritinnen erklärt, dann liegt man sicher nicht falsch. Für Pauline Ferrand Prevot gilt das für Albstadt allerdings nicht, denn sie fährt nach der Operation wegen einer Endofibrose erst ihr zweites Rennen und bezeichnet das auch eher als „Training“. Sie müsse realistisch sein, ein gutes Resultat sei (noch) nicht zu erwarten.

 

Emily Batty ist seit zehn Jahren im Weltcup-Geschäft, seit 2012 stand sie insgesamt 18 Mal auf dem fünfköpfigen Weltcup-Podium, viermal war sie Zweite, doch zu einem Sieg hat es für die 30-Jährige noch nicht gereicht. „Irgendwann ist es so weit“, sagt Batty. Warum nicht am Sonntag in Albstadt?

Yana Belomoina (CST Sandd Bafang), Albstadtsiegerin 2017, hat sich auch wieder stabilisiert und muss ins Kalkül gezogen werden.

Anne Tauber (CST Sandd Bafang) hat sich 2015 bereits mehrfach auf dem Podest gezeigt und als erst 23-Jährige und Quereinsteigerin aus dem Eisschnellauf-Sport hat sie sicher noch Luft nach oben. Zuletzt beim BiketheRock war sie am Berg klar stärker als Jolanda Neff. Ach ja: am Sonntag wird sie 24 Jahre alt, das wäre doch ein idealer Zeitpunkt für eine Party.

Für U23-Weltmeisterin Alessandra Keller (Thömus RN Swiss Bike Team) würde Ähnliches gelten. Doch sie brach sich am vergangenen Samstag in Solothurn bei einem Sturz Hände und fällt vorerst aus.

 

Elisabeth Brandau: Sehe mich eher in den Top 15

Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) ist aus deutscher Sicht die aussichtsreichste Karte im Spiel. Im Vorjahr eroberte die Schönaicherin als Fünfte in Albstadt zum ersten Mal das Weltcup-Podium. Dieses Jahr hat es auch die zweifache Mutter im Frühjahr etwas ruhiger angehen lassen, nachdem sie bis zur WM die Cyclo-Cross-Saison bestritten hat.

„Ich habe das Rennen in Solothurn ausgelassen, das hat gut getan. Ich sehe mich dieses Jahr nicht unter den Top Fünf, eher zwischen zehn und 15“, meint die Deutsche Meisterin.

 

Adelheid Morath (KS Trek) hat ein starkes Cape Epic hingelegt, ist danach allerdings in der Regeneration und gleichzeitiger Belastung durch das Studium etwas aus dem Fahrwasser geraten.

Beim Rennen in Nals machte sich eine Krankheit bemerkbar, die sie bis jetzt herumschleppte.

Statt einer strukturierten Vorbereitung musste die St. Märgenerin vor allem Ruhe geben. „Die Form ist da, aber nicht die hundertprozentige Gesundheit“, erklärt sie. Am Mittwoch war sie in Albstadt auf der Strecke und fühlte sich, abgesehen von einem Kratzen im Hals, ganz gut. Ob sich daraus Fitness ableiten lässt, ist eine andere Frage.

Einfach so am Start stehen wolle sie nicht, stellt Morath klar. So bleiben Zweifel, aber auch Hoffnung.

„Es kann da nur um ein solides Rennen gehen, es zu beenden und Punkte einzufahren. Eine Top-Ten-Platzierung ist eigentlich nicht realistisch“, meint ihr Trainer Bernd Ebler. Obschon, das schiebt er nach, er bei ihr auch schon „aus dem Nichts“ starke Rennen erlebt habe.

 

Nadine Rieder (Rotwild Factory Racing) hat spätestens aus dem Rennen in Solothurn noch mal Selbstvertrauen geschöpft. Wenn alles gut läuft, könnte ein Top-30-Ergebnis drin sein.

Hanna Klein (Scott-Sparkasse) und Theresia Schwenk starten aus der letzten Startreihe. Keine leichte Aufgabe für die beiden, da noch in die Punkte zu fahren.

 

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