Österreich nominiert Laura Stigger und Max Foidl für Olympia

Knapp 70 Tage vor den geplanten Mountainbike-Rennen bei den Olympischen Spielen in Tokio gibt Österreich als eine der ersten Nationen bekannt, wen es nach Japan schicken will.

Je einen Startplatz für Männer und Frauen hat sich der Österreichische Radsportverband in den vergangenen fast 36 Monaten erkämpft.

Mit der Nominierung  geht ein spannender Kampf um die beiden Olympiatickets Ende. Bereits im Vorjahr hat der gebürtige Tiroler die Limits für die Spiele erreicht. Aufgrund der Verschiebung der Spiele mussten diese aber 2021 noch einmal bestätigt werden. Vergangenes Wochenende schien der Traum nach einem kapitalen Sturz beim Weltcup in Nove Mesto na Morave schon geplatzt. Foidl konnte die Verantwortlichen vom Österreichischen Radsportverband aber trotzdem mit seinen erbrachten Gesamtleistungen überzeugen. Damit kamen die beiden Ötztaler, die beide beim deutschen Team Trek-Vaude unter Vertrag sind, Gregor Raggl und Karl Markt, selbst schon Olympiateilnehmer 2012 in London, nicht zum Zuge.

Laura Stigger © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Laura Stigger
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Bei den Frauen tritt Laura Stigger (Specialized) in die Fußstapfen von Elisabeth Osl, die Österreich 2008 in Peking und 2012 in London vertrat. 2016 hatten sich die österreichischen Sportler nicht für die Olympischen Spielen in Rio de Janeiro qualifizieren könnte. Für Supertalent Mona Mitterwallner, Mona Mitterwallner (ebenfalls Trek-Vaude) kamen die ohnehin schon um ein Jahr verschobenen Spiele von Tokio zu früh: die Junioren-Weltmeisterin, die auch souverän die U23-Weltcup-Rennen in Albstadt und Nove Mesto gewann, hätte vielleicht ähnliche Medaillenchancen wie Stigger, die als 15. in der aktuellen Weltrangliste neun Plätze vor Mitterwallner geführt wird. „Besonders bei den Frauen ist das schmerzvoll, da wir zwei richtig starke Athletinnen für das Olympiarennen hätten. Sie sind beide noch sehr jung und die richtig wertvollen Punkte für mehr Startplätze holst du halt nur bei den Eliteweltcups“, führte ÖRV-Sportdirektor Christoph Peprnicek aus.

„Ich habe hart dafür gearbeitet, dass ich in Tokio fahren darf“, zeigte sich Stigger hörbar glücklich: „Es war schon immer mein Traum, bei den Olympischen Spielen zu starten.“ 2016, während der Spiele in Rio, sei es noch ein weit entferntes Ziel gewesen, aber jetzt sei der Traum zum Greifen nah. Angesprochen darauf, dass sie mit Mitterwallner eine harte Konkurrenz aus dem Nachbardorf bekommt, zeigt sich Stigger souverän: „Es ist gut, dass in Österreich etwas nachkommt. Ich glaube, die Konkurrenz macht uns gemeinsam stärker. Ich hoffe, dass wir 2024 in Paris dann zwei Startplätze für Österreich haben werden.“

Jetzt aber freue sie sich erstmal auf die Vorbereitung für Tokio, sagt die erst 20-jährige Heeressportlerin Stigger, die sich bereits 2020 freiwillig der harten Konkurrenz im Elite-Weltcup der Frauen stellte – natürlich auch mit dem Hintergrund, sich so für Tokio zu qualifizieren. „Wir werden das Training auf Olympia ausrichten, aber auch bei der Österreichischen Staatsmeisterschaft [am 03. Juni in Graz-Stattegg, Anm. d. Red.] und bei meinem Heimweltcup [gut eine Woche später in Leogang] will ich beste Leistungen zeigen.“

Max Foidl © Merlin Muth / EGO-Promotion
Max Foidl
© Merlin Muth / EGO-Promotion

Während Laura Stigger mit drei A-Limits (so werden die Nominierungskriterien in Österreich genannt) keine Konkurrenz bei der Nominierung fürchten musste, sah es bei den Männern anders aus. Da hätte Foidl eigentlich sein B-Limit bei den Weltcups 2021 bestätigen sollen. Doch es lief nicht nach Plan für den 25-jährigen Wahl-Grazer, der ursprünglich aus St. Johann in Tirol stammt. Nach einem guten Start in Albstadt fand sich Foidl in der zweiten Rennhälfte jenseits von Platz 50 wieder. Das wäre kein Problem gewesen, gab es doch mit Nove Mesto eine zweite Chance. Doch augenscheinlich machte ein Kettenriss am Start alle Hoffnungen erst einmal zunichte. Als er dann bei der Aufholjagd in der ersten Anfahrt zum AC/DC-Downhill mit dem Vorderrad wegrutschte und dann mit dem Gesicht dicht neben einer Wurzel einschlug, bei der nicht nur die Brille kaputt ging, sondern auch zwei Cuts über dem Auge und ein heftiger Sturz auf den Kopf ein vorzeitiges Rennende bedeuteten.

„Ich wäre gerne über die Ziellinie gefahren in dem Wissen, ein Limit geschafft zu haben“, beschreibt Foidl die Zeit nach dem Sturz im Krankenhaus von Nove Mesto. Aber dann kam am Dienstag der erlösende Anruf von Nationaltrainer Jakob Drok. „Das war natürlich eine Riesenerleichterung für mich“, sagte Foidl gegenüber acrossthecountry.net: „Jetzt kann ich die kommenden Rennen entspannter angehen.“ Bis zum Heim-ÖM in Graz und zum Heim-Weltcup in Leogang wolle er zunächst ganz normal weitermachen, betonte Foidl: „In Graz will ich natürlich den Titel holen!“ Ob er aber den letzten Weltcup vor den Olympischen Spiele im französischen Les Gets noch fahre, ließ Foidl offen: „Dahinter steht ein Fragezeichen.“ Das wird wohl bei vielen Olympioniken so sein: der Kurs in der Höhe der französischen Alpen an der Grenze zur Schweiz ist eine nicht ungefährliche Herausforderung für eine konsequente Vorbereitung auf Tokio.

Naturgemäß zeigte sich Karl Markt mit der Entscheidung des Österreichischen Radsportverbandes wenig zufrieden: zu seinem dritten Platz im tschechischen Zadov kommentierte der Haiminger auf Facebook: „Dies ist die richtige Antwort für die Nichtnominierung für Tokio!“ Da darf man sich wohl auf einen packenden Zweikampf bei der Staatsmeisterschaft am Fronleichnamstag (03.06.) um das rot-weiß-rote Meistertrikot freuen, wenn die beiden das nächste Mal aufeinander treffen.

Der Bund Deutscher Radfahrer will die Namen der deutschen Olympioniken Anfang Juni bekannt geben.

Tokyo2020: Liste der teilnehmenden Nationen

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