Österreichische Staatsmeisterschaften: Titel für Stigger und Markt

Die schnellsten Frauen kamen noch trocken ins Ziel auf dem Zanzenberg oberhalb von Dornbirn

Immer wieder ging der der Blick gen Himmel und auf die einschlägigen Wetter-Apps: Wann würde die angekündigte Regenfront Vorarlberg erreichen? Würde die Österreichische Meisterschaft noch trocken über die Bühne gehen? Doch gegen Ende des Frauen-Rennens öffnete Petrus seine Pforten. Und das Rennen der Männer ging in einem heftigen Regenschauer beinahe unter.

Entsprechend schwierig waren die Rennbedingungen auf dem kompakten, 3,6 Kilometer langen Kurs auf dem Zanzenberg oberhalb von Dornbirn, mit Blick hinunter ins Rheintal und auf die heranziehende Regenfront. „2011 habe ich in Hohenems [10 Kilometer vom Zanzenberg entfernt] bei gleichem Sauwetter gewonnen, da war es sogar noch zehn Grad kälter“, erinnerte sich der neue Staatsmeister Karl Markt (Möbel Märki) nach dem Rennen: „Offensichtlich liegen mir diese Bedingungen.“

Max Foidl mit erstem Ausreißversuch

Podium auf dem ÖM-Zanzenberg© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Podium auf dem ÖM-Zanzenberg© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Dabei sah es zunächst so aus, als könnte der Tiroler Max Foidl (ebenfalls in Diensten eines Schweizer Teams, nämlich jb Brunex Felt) erstmals nach dem Staatsmeistertrikot greifen. Nach einem kleinen Defekt von Markts Teamkollegen Gregor Raggl, hatte Foidl schnell einen kleinen Vorsprung herausgefahren, den er auch souverän verteidigen konnte, bis ihm selbst die Kette absprang und die anderen ihre Chance nutzten und zu dem 25-Jährigen auffuhren. Markt hatte sich aber von der frühen Offensive Foidls nicht aus der Ruhe bringen lassen: „Ich habe gewusst, dass Max stark ist. Aber ich habe auf meine Stärke vertraut. Vor allem war ich mir bewusst, dass es ein langes Rennen ist und wichtig, auf der Strecke keine Fehler machen.“ Trotz des Regens und der daraus folgenden rutschigen Bedingungen gelang es dann Markt auch tatsächlich, seine Verfolger abzuschütteln und nach 1:20:54 Stunden sehr souverän seinen dritten Staatsmeistertitel zu erobern. „Ich war oft der Beste, aber selten habe ich gewonnen“, fasste der mittlerweile 40-jährige Weltklasse-Athlet seine bisherige Karriere in einem markanten Satz zusammen.

Foidl: „Wieder gut drauf!“
Ähnlich formulierte es dann Vizemeister Foidl, der 31 Sekunden nach Markt die Ziellinie überquerte: „Heute wäre mehr drin gewesen. Charly ist stark gefahren. Ich habe alles gegeben, musste aber mit ein paar technische Problemen kämpfen.“ Keiner sei heute ohne Fehler durchgekommen, ist sich der Student sicher. Obwohl er über das Ergebnis doch enttäuscht war, konnte er dem Rennen auf dem Zanzenberg auch etwas Positives abgewinnen: „Ich bin wieder gut drauf im Vergleich zum letzten Jahr. Darüber bin ich glücklich!“

Gregor Raggl (Möbel Märki) © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Gregor Raggl (Möbel Märki)
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Auch Titelverteidiger und Bronzemedaillist Gregor Raggl (+56 s) war die Enttäuschung über die Niederlage deutlich anzumerken: „Mein Ziel war die Titelverteidigung, ganz klar“, sagte der 27-jährige frisch gebackene Vater gegenüber acrosscountry.net. „Ich bin aber nie ganz vorne dabei gewesen, habe den Anschluss verpasst und bin immer hinterher gefahren“, meinte er nach dem Rennen enttäuscht, auch wenn er sich ein bisschen mit seinem Mannschaftskameraden Karl Markt freuen konnte. „Immerhin bleibt der der Titel im Team.“ Am Sonntag, beim C1-Rennen auf gleicher Strecke, wird Markt aber nicht in das Meistertrikot von Gregor Raggl schlüpfen: „Ich habe noch ein paar alte Jerseys aus dem Jahr 2016“, als Markt zum letzten Mal österreichischer Meister geworden war.

Lokalmatador Daniel Geismayr © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Lokalmatador Daniel Geismayr
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Lokalmatador Geismayr  zufrieden mit 4. Platz
Bei einer Meisterschaft ist wohl der Sieger meist der einzige, der rundum zufrieden ist. Auch der Dornbirner Lokalmatador Daniel Geismayr vom deutschen Team Centurion-Vaude zeigte sich unter den äußeren Bedingungen durchaus zufrieden mit seinem vierten Platz (+2:21 in), vor allem aus der Sicht eines Marathon-Spezialisten: Zwar sagte er: „Ich habe heute das Beste daraus gemacht, das war einfach nicht mein Wetter. Gerade im Matsch war es schwierig für mich, denn ich bin schon lange kein Regenrennen mehr gefahren. Aber dafür habe mich ganz gut geschlagen und ich bin zufrieden.“

Damen-Podium ÖM Dornbirn 2020 © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion 401, Stigger, Laura, Specialized, URC Ötztal, AUT 404, Spielmann, Anna, KTM MTB Factory Team, , AUT
Damen-Podium ÖM Dornbirn 2020
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
401, Stigger, Laura, Specialized, URC Ötztal, AUT
404, Spielmann, Anna, KTM MTB Factory Team, , AUT

Bei den Frauen war Laura Stigger, auch sie ein Gewächs wie Markt und Raggl ein Gewächs aus dem Ötztals. Heute ist die erst 19-Jährige für eines der besten Teams der Welt unterwegs – und auch weiterhin im Trikot der Österreichischen Staatsmeisterin, da die U23-Klasse mangels Beteiligung sich ohnehin mit der Elite messen musste. Und auch als überlegene Siegerin räumte sie nach dem Rennen ein, dass sie sich nicht sicher sein konnte, wirklich das Meistertrikot erneut überstreifen zu dürfen. „Es kann so viel passieren, da will ich nichts voraussagen: man kann nicht gut drauf sein, ich kann einen Patschen [Österreichisch für platten Reifen] oder einen anderen Defekt haben. Da ist gleich einmal was da, was im Weg stehen kann. Ich bin umso happier, dass es funktioniert hat.“

Mona Mitterwallner überholt Lisi Osl © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion 467, Mitterwallner, Mona, Racing Team Haiming, , AUT
Mona Mitterwallner überholt Lisi Osl
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
467, Mitterwallner, Mona, Racing Team Haiming, , AUT

Juniorin Mona Mitterwallner düpiert Elite-Klasse
Letztlich konnte ihr keine Österreicherin Paroli bieten. Obwohl: fast keine. Denn nach fünf Runden war eine Juniorin vor ihr, obwohl diese sogar eine Minute hinter Stigger gestartet war: Mona Mitterwallner, fast schon Nachbarin von Stigger, die auch schon bei anderen Rennen wie zum Beispiel bei der UCI Junior Series in Zadov großartige Leistungen gezeigt hatte, musste zwar nur diese fünf Runden statt der sieben wie für die Elite angesetzt zurücklegen. Dennoch war Stigger beeindruckt von der Leistung der amtierenden Juniorinnen-Vizeweltmeisterin: „Jetzt weiß ich, wie sich die anderen in den letzten Jahren gefühlt haben“, meinte die junge Staatsmeisterin, die ebenfalls in den Vorjahren der älteren Konkurrenz um die Ohren gefahren war. „Herzliche Gratulation an Mona, sie ist echt super gefahren! Und wenn jetzt so viele starke Junge nachkommen, dann ist das gut für Österreich.“

Stigger war wie die anderen auch von der Strecke am Zanzenberg durchaus beeindruckt: „Da kann man nie rasten, da ist man ständig am Limit. Aber es ist eine lässige Strecke“, strahlte die alte und neue Staatsmeisterin nach dem Zieleinlauf, als bereits die ersten Regentropfen auf die bis dahin staubtrockene Strecke fielen: „Ich habe extra nochmal Gas gegeben, da mit ich noch im Trockenen ins Ziel komme.“

Lisi Osl © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Lisi Osl
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Die alte Dame Lisi Osl
Das gelang weitgehend auch der Vizemeisterin Lisi Osl. Sie ging nach eigener Aussage an ihre Grenzen: „Ab und zu muss man sich ein bisschen mehr quälen. Ich habe gemacht, was ich machen konnte. Wenn man dann im Ziel und kaputt ist, hat man schon was richtig gemacht“ meinte die 34-jährige … richtig: Tirolerin, die sich selbst lachend als „eine alte Dame“ beschreibt. Die neunfache Staatsmeisterin und Gesamtweltcup-Siegerin versuchte alles, den jungen Sportlerinnen zu folgen: „Es hat so viele Kurven gegeben, und bei jeder Kurve, die Du nicht sauber erwischt hast, hat es viel Kraftaufwand gekostet, das Loch wieder zu schließen“, stöhnte Osl. „Aber ich finde es cool, mit den Jungen mitzufahren. Mit der Laura hat Österreich mittlerweile wieder Weltklasseniveau erreicht. Solange ich Spaß habe, werde ich ihnen noch ein bisschen erhalten bleiben.“ Und Spaß die nur 1,65 große Tirolerin ganz offensichtlich immer noch am Rennen fahren.

Dritte wurde mit knapp vier Minuten Rückstand auf Stigger Corina Druml vom KTM MTB Factory Team.

Sieger in der U23-Klasse: Mario Bair © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Sieger in der U23-Klasse: Mario Bair
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Hier geht’s zu den kompletten Ergebnissen.

 

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com