Ronja Eibl (Alpecin-Fenix): Vorzeitiges Saisonende

Die deutsche Nachwuchshoffnung wird keine Rennen in 2020 mehr fahren

Am kommenden Mittwoch wäre Ronja Eibl in den ersten (und damit vorletzten) Weltcup in Nove Mesto na Morave mit der symbolträchtigen Startnummer 1 in die heiße Phase der Saison 2020 gestartet. Aber ein derzeit noch unerklärliches Leistungstief bremst das Talent von der Schwäbischen Alb aus.

Ein bisschen hatte sich die Katastrophe schon im Sommer angedeutet: bei den ersten Rennen nach der Corona-Zwangspause im tschechischen Město Touškov und im schweizerischen Leukerbad könnte die 21-jährige Ronja Eibl vom Team Alpecin-Fenix nicht an ihre Leistungen von 2020 anknüpfen. Während sie in Město Touškov immerhin noch mit einem Rückstand von drei Minuten auf Anne Terpstra den sechsten Platz belegt und die U23-Wertung souverän gewonnen hatte, haderte sie damals schon mit ihrer Leistungsfähigkeit: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es ist gut für mich gelaufen“, sagte Eibl damals Anfang Juli. „Die Werte im Training waren gut, aber nach zwei Runden war die Luft raus und ich bekam keinen Druck mehr aufs Pedal. Ich konnte mich nicht erholen, und das ständige Antreten kostete unglaublich viel Kraft.“ Beim Swiss Bike Cup in Leukerbad zwei Wochen später stieg sie zwei Runden vor Schluss ganz aus.

Ronja Eibl in Leukerbad © Merlin Muth / EGO-Promotion
Ronja Eibl in Leukerbad
© Merlin Muth / EGO-Promotion

Übertraining wegen Corona
Eine Blutuntersuchung an der Uni Tübingen brachte kein Ergebnis, eine Leistungsdiagnose (KLD) zeigte Übertraining auf. „Ich habe zu viel und zu intensiv trainiert und zu wenige Regenerationsphasen eingelegt. Seit März, als die ganzen Beschränkungen kamen, hatte ich keine richtige Ruhewoche. Mein Umfang war deutlich höher als die Jahre zuvor, weil keine Rennen waren. Ich habe auch viel hochintensives Training gemacht, weil ich im Februar wieder das Problem hatte, dass mein Puls nicht richtig hochging, also, dass mir die Spitzen gefehlt haben. Es war jetzt halt eine neue Situation und da wurden nun ein paar falsche Entscheidungen getroffen“, sagte Eibl damals im August dem Zollernalbkurier.

Infekt beschleunigt Saisonende
Es folgten drei Wochen Ruhe und danach in Absprache mit dem Bundestrainer Peter Schaupp der langsame Aufbau mit individuellem Grundlagentraining. Während es im Training jedoch gefühlt gut lief, brachte eine erneute KLD erneut ein ähnliches Ergebnis – und die Pläne bezüglich der nun anstehenden zwei Weltcups, der Weltmeisterschaften, der Europameisterschaften und der Deutschen Meisterschaften – und das alles im Oktober – ins Wanken. Ein zusätzlicher Infekt ließ in der Sportlerin aus Grosselfingen die Entscheidung reifen, die ohnehin schon kurze Saison 2020 mit sofortiger Wirkung zu beenden und schon jetzt, also Ende September, in die Winterpause zu gehen.

Ziel: Tokio 2021
„Die Ärztin in Tübingen wollte nicht, dass ich die Rennen fahre. Es sind zu viele und zu dicht hintereinander“, sagte Eibl gegenüber acrossthecountry.net „Auch für den Kopf wäre es schwierig geworden, wenn es nicht wie gewünscht gelaufen wäre.“ Jetzt will die Sportsoldatin erneut drei Wochen Pause von ihrem Sportgerät machen und sich auf ihr Studium zur Wirtschaftsingenieurin konzentrieren. Und anschließend in Ruhe und mit Bedacht die Form für die olympische Saison 2021 aufbauen: „Die Spiele in Tokio bleiben mein Ziel.“

Kein Rennen mehr 2020

Ronja Eibl in Leukerbad © Lynn Sigel / EGO-Promotion
Ronja Eibl in Leukerbad
© Lynn Sigel / EGO-Promotion

„Ich hätte mich schon gefreut, die anderen Sportler in der Nationalmannschaft wiederzusehen“, meinte Eibl ein wenig wehmütig. „Aber für mich war früh klar: wenn es nicht maßgeblich besser wird, dann werde ich die Rennen nicht fahren.“ Auch an der Deutschen Meisterschaft im bayerisch-schwäbischen Obergessertshausen am 24. Oktober wird Eibl nicht teilnehmen: „Nach drei Wochen Ruhe ergibt das keinen Sinn.“

Jetzt blickt Ronja Eibl Richtung 2021: „Ich hoffe, dass ich gemeinsam mit meinen Trainern das Leistungstief in den Griff bekomme, und im nächsten Jahr wieder erfolgreich mountainbiken werde.“

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